[Filme] Ip Man


 I'm just a Chinese man. 

China in den 30er-Jahren: Ip Man (Donnie Yen) ist ein Meister der Kampfkunst Wing Chun, doch hält sich lieber im Hintergrund. Doch dann beginnt der Krieg und die Japaner fallen in Ips Heimatdorf Foshan ein. Um seine Familie über Wasser zu halten, beginnt Ip in einem Bergwerk zu arbeiten. Eines Tages sammeln japanische Soldaten Freiwillige für einen Kampf gegen General Miura (Hiroyuki Ikeuchi)...

„Ip Man“ ist die lose Verfilmung des Lebens von Yip Man, der ein bekannter Meister des Wing Chun war und dessen bekanntester Schüler kein Geringerer als Bruce Lee war. Der Film konzentriert sich jedoch auf Mans Zeit in Foshan zur Zeit des Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieges.

Zuerst hatte ich kein besonderes Interesse an Ipman, wie ich ihn fälschlicherweise lange nannte. Aber nein, Meister Ip ist kein Marvel-Superheld und man spricht seinen Namen so aus, wie man ihn schreibt. Aber für die Kategorie „Martial Arts“ der Filmchallenge hatte Netflix nicht wirklich viel zu bieten, ausserdem wird dieser Titel unter den besten Martial Arts-Filmen ziemlich hoch oben gelistet.
 
Hinterher ist man immer schlauer und nun weiss ich auch, weshalb „Ip Man“ so weit oben im Ranking gelandet ist. Es ist ein sehr eindrücklicher Film, der sich von den Standart-Martial Arts-Filmen durch seine Ruhe und seine Tiefe abhebt.
 
Doch genau diese Ruhe und Tiefe spiegeln genau das Wesen von Ip Man. Gerade auch durch seinen Hauptcharakter ist dieser Film anders als seine Genrekollegen. Dort herrschen wilde, ungestüme Jungs, die sich nur allzu schnell in einem Kampf wiederfinden. Für einen Martial Arts-Film wird in „Ip Man“ erstaunlich wenig und kurz gekämpft.

Zur Tiefe trägt der reale Hintergrund des Krieges zwischen Japan und China bei. Regisseur Wilson Yip setzt dies auch farblich sehr geschickt um - waren anfangs noch bunte Farben dominierend, so ändert sich das mit Einfall der Japaner und schlichte, triste Töne herrschen.

Mit diesem dramatischen Ereignis wird auch der Erzählstil schneller und die Kämpfe etwas blutiger. Dennoch stehen noch immer die Figuren und der historische Hintergrund im Fokus. So wird dieser Film zu einem eindrücklichen Erlebnis und schildert uns das Portrait eines imposanten Menschen.
 
Bechdel-Test: nicht bestanden
Zwar gibt es in der Fabrik ein paar Frauen, die später von Meister Ip unterrichtet werden, aber eine Spechrolle hat nur Ips Ehefrau. Ihre Rolle ist auch keine wirklich tragende, Bechdel-mässig ist dieser Film also eine Katastrophe.

Lieblingsszene: Die Szene, in der Meister Ip bei sich zu Hause von einer Räuberbande zu einem Kampf herausgefordert wird. Natürlich gehen dabei auch ein paar Möbel kaputt. Plötzlich kommt der Sohn von Ip ins Zimmer geradelt und sagt: „Mutter lässt ausrichten, dass noch mehr Möbel kaputt gehen, wenn du nicht endlich ernst machst.“ Und radelt davon.

 

Produktionsland: Hong Kong/China
Originalsprache: Kantonesisch/Mandarin
Originaltitel:  Yip Man
Regisseur:  Wilson Yip
Label: Marvel
Laufzeit: 106 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 12.12.2008

8 Kommentare :

  1. So ein Zufall! Vor ein paar Tagen sah ich mir auf DVD den dritten "Ip Man"-Film an, die ersten beiden konnte ich mir leider noch nicht ansehen. Nach deiner Rezi allerdings werde ich die beiden fehlenden Teile sicher noch nachholen.

    Freut mich, dass anscheinend bereits beim ersten Teil der Mensch und nicht die Kampfkunst im Vordergrund stand. Wenn dem so ist, dann wird dir sicher auch der dritte Teil zusagen, denn hier wird die Menschlichkeit Ip Mans so richtig in den Vordergrund gestellt, da Meister Ip statt eine Herausforderung anzunehmen lieber mit seiner Frau die letzten Stunden verbringen möchte, da sie leider Krebs hat. Was ich aber zusätzlich schön fand war, dass während dieser Zeit seine Frau nicht nur erkannt hat, dass ihr Mann ihr sehr wohl zur Seite steht, sondern, dass und weshalb er daneben auch so wichtig für sein Dorf ist.

    Die "Ip Man"-Filme sind wirklich Ausnahme-Martial-Arts-Filme.

    LG
    Stephan

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    1. Entschuldige bitte, aber bei mehrmaligem Drüber lesen hatte ich das Gefühl, ich müsste dir den dritten Teil, seinen Aufbau, kurz erklären für ein besseres Verständnis.

      Es ist nämlich so, dass der Film damit beginnt, dass ein Amerikaner (gespielt von Mike Tyson) eine Schule schließen lassen will in Ip Man's Dorf, was weder die Dorfbewohner noch Ip Man zulassen werden. Aus diesem Grund kommt es zu mehreren Kämpfen, die in der ersten Filmhälfte sogar dominieren, was seinen Grund hat, denn Ip Man kümmert sich nämlich so intensiv um die Rettung der Schule, dass er seine Frau vernachlässigt, und diese sich daraufhin natürlich auch so alleine gelassen fühlt. Gerade jetzt, wo sie beim Arzt eine schlimme Nachricht erhalten hat. Überraschend, aber so überraschend auch wieder nicht, kämpfen Ip Man und der Bösewicht Mike Tyson bereits in der Filmmitte gegeneinander. Jetzt kommt für den Zuschauer, die Zuschauerin allerdings die Überraschung. Nachdem Ip Man gewonnen hat (ich denke nicht, dass dies einen Spoiler darstellt), geht der Film weiter. In seinem Dorf hat nämlich ein weiterer Wing-Chun-Könner eine Schule aufgemacht, und der Besitzer fordert per Zeitung Ip Man zu einem Kampf heraus, um festzustellen, welche Kampfkunst die bessere ist, Ip Man's altmodisches Wing-Chun, oder Cheung Tin-Chi's modernes Wing-Chun. Zu diesem Kampf wird es allerdings vorerst nicht kommen, denn währenddessen erfährt nämlich Ip Man, dass eine Frau an Krebs erkrankt ist, und weicht aufgrund dessen in ihren letzten Tagen nicht mehr von ihrer Seite. Während dieser Zeit erkennt sie allerdings nicht nur, was sie an ihm hat, sondern zusätzlich sein Dorf von ihm. Wegen dieser Erkenntnis begleitet sie Ip Man zum alles entscheidenden Kampf.

      Es fügt sich in diesem Film alles so herrlich zusammen, alle Handlungsstränge ergeben menschlich gesehen auf einmal Sinn, einfach genial.

      LG
      Stephan

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    2. Klasse! Ich habe mich schon gefragt, ob die Nachfolgetitel ebenfalls so gut sind wie der Erstling. So wie du davon erzählst, bleibt die Qualität erhalten, also kann ich beruhigt weiterschauen! Da mir der Charakter von Ip sehr gefällt, freue ich mich auf weitere Filme mit ihm :)

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    3. :-)

      Es gibt da übrigens noch einen Ip-Man-Film, von dem kenne ich allerdings nur einen Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=OMt6sb763YA), ich habe noch immer nichts von irgendwelchen Zuschauern, Zuschauerinnen gelesen, also ob sie in mögen oder nicht.

      Ich denke mal, er könnte gar nicht so schlecht sein, denn erstens sind die Bilder aus dem Trailer visuell reizvoll, und zweitens ist der Regisseur Wong Kar-Wai, der herrliche Liebesfilme dreht. Quentin Tarantino nennt sogar seinen "Chungking Express" einen seiner absoluten Lieblingsfilme.

      LG
      Stephan

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    4. Der Film, den ich hier meine, trägt übrigens den Titel "The Grandmaster", bevor ich es vergesse zu erwähnen. :-)

      LG
      Stephan

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    5. Habe mir grad den Trailer angeschaut und könnte tatsächlich interessant sein. Auf jeden Fall sind die Bilder wundervoll! Muss ich mir also auch mal merken :D

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