[Filme] Rächer der Enterbten

Rächer der Enterbten, 1957

 As the rewards go higher, your friends grow fewer.

Amerika, kurz nach dem Bürgerkrieg: Die Soldaten aus dem Norden greifen trotz Beendigung des Krieges immer noch Farmer aus dem Süden an. Darunter hat auch die Familie von Jesse James (Robert Wagner) zu leiden. Um an Geld zu kommen, damit sie ihre Farmen wieder aufbauen und ein anständiges Leben führen können, entschliesst sich eine Gruppe von Männern dazu, die nächste Bank auszurauben. Ihr Anführer: der junge Jesse James, der bald schon zur lebenden Legende werden wird...

Dieser Film fiel mir in der Bibliothek in die Hände und passte ausgezeichnet zur Filmchallenge. Da mir der Name Jesse James auch irgendwie bekannt vorkam, nahm ich die DVD kurzerhand mit nach Hause

Dieser Western beginnt so wie all die älteren Streifen, die ich früher zusammen mit meinem Vater geschaut habe. Deshalb kam wohl auch etwas Nostalgie auf, als ich „Rächer der Enterbten“ begann. Es ist alles da, was man von so einem Film erwartet: Cowboyhüte, Pferde und Schusswaffen. Und Stunts, die aus heutiger Sicht sehr niedlich wirken und eher, als würde ein Getroffener einschlafen, anstatt zu sterben.

Jedoch wird in diesem Film unsere Vorstellung von Gut und Böse etwas auf den Kopf gestellt. Verantwortlich dafür ist Jesse James. Anfangen als amerikanischer Robin Hood, um die Farm seiner Familie gegen die Unionstruppen aus dem Norden zu verteidigen. Ausserdem braucht der junge Mann Geld für seine Hochzeit mit der hübschen Zee (Hope Lange). Doch mehr und mehr gerät die Bande um Jesse und seinen Bruder Frank (Jeffrey Hunter) unter Druck. Aber das grosse Geld lockt natürlich, dagegen kann sich auch Jesse nicht erwehren.

Der Film basiert sehr lose auf dem Leben des berühmten Jesse James, doch wenn man sich etwas mit der realen Figur beschäftigt, merkt man sofort, dass Regisseur Nicolas Ray sich viele Freiheiten genommen hat und auch die Figuren in ein besseres und edleres Licht rückt.

Dennoch ist es faszinierend, den eigentlichen Antiheld Jesse dabei zu erleben, wie er immer mehr in seine Doppelrolle hineinwächst. Dabei fängt der Film eigentlich fast schon am Ende an und man muss sich als Zuschauer etwas in der filmischen Gegenwart und den Rückblenden zurechtfinden. Ich hatte damit anfangs etwas Mühe, aber sobald ich den Aufbau kapiert hatte, lief es wie am Schnürchen.

Aber irgendwie konnte mich dieser Western trotz seiner faszinierenden Thematik nicht wirklich mitreissen. Ich kam nie wirklich in den Film rein und das, obwohl es mir Robert Wagner doch irgendwie angetan hatte - ein Räuber in einem schicken Anzug. Insgesamt fehlte es mir an Spannung. Dies kann jedoch auch daran liegen, dass in den Fünfzigern noch anders geschaut wurde als heute, Geschichten noch auf eine andere Art und Weise erzählt wurden.

Alles in allem hat mir „Rächer der Enterbten“ aber gefallen und der Film hat mich gut unterhalten. Und mehr will dieser Streifen auch nicht. Ziel erreicht.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Zee und Jesses Mutter (Agnes Moorehead) sprechen zwar immer wieder miteinander, aber ihr Thema ist stets dasselbe: Jesse James.

Lieblingsszene: Als Jesse einer alten Dame Geld gibt, damit sie die Hypothek bezahlen kann und danach einfach den Geldeintreiber überfällt, um sich sein Geld zurückzuholen. Wie nobel.



Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel:  The true Story of Jesse James
Regisseur:  Nicholas Ray
Label: 20th Century Fox
Laufzeit: 92 Minuten
FSK: ab 12
Erscheinungstermin: 02.1957

11 Kommentare :

  1. Von dem Film habe ich (bis jetzt *zwinker*) noch nie etwas gehört oder gelesen.

    LG
    Stephan

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    1. Na, endlich mal ein Film, den du nicht kennst :D

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    2. Ach, jetzt komm doch nicht so. :D
      Da gibt es mehrere, denn schließlich ist die Welt der Filme eine extrem große. Und glaube mir, auch ich bin immer noch erstaunt, wie wenig ich kenne, wenn ich im Fernsehprogramm stöbere, in diversen Zeitschriften blättere, mich im Internet umsehe oder mich in einem Geschäft in den Wühltischen aufhalte. :-)

      Ich bin (noch) kein wandelndes Filmlexikon. ;-)

      LG
      Stephan

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    3. Jetzt komm du doch nicht so :D Doch, du bist ein wandelndes Filmlexikon und ich finde das echt cool.

      Bei den meisten Rezensionen, die ich veröffentliche, kennst du entweder den Film, einen/mehrere Schauspieler und/oder Regisseur oder kommst mit lustigem Hintergrundwissen an. So! :D

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    4. Lieb von dir, Danke. :-)

      LG
      Stephan

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  2. Den Film hab ich schon vor langer Zeit gesehen. Ich mag ja alte Western irgendwie, die haben ihre eigene Charme. :D

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    1. Stimmt, so geht es mir auch :) Sie haben was ganz Spezielles, Besonderes an sich.

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