[Filme] The Hidden Blade


If it's your command, then I have no choice but to obey.

Japan, ca. 1860: Munezo Katagiri (Masatoshi Nagase) begegnet per Zufall dem ehemaligen Hausmädchen seiner Familie, Kie (Takako Matsu). Das einst so fröhliche Mädchen ist nach ihrer Heirat kaum noch wiederzuerkennen, sie ist krank und schwach. Kurzentschlossen holt Katagiri sie, entgegen aller Konventionen, zu sich und pflegt sie gesund. 

Unterdessen hört man davon, dass Yaichiro Hazama (Yukiyoshi Ozawa), ein Freund Katagiris, an einer Verschwörung teilgenommen haben soll. Ihm ist es verwehrt worden, ehrenvoll zu sterben, und wird in sein Heimatdorf zurückgeführt...

"The Hidden Blade" ist einer jener poetischen japanischen Filme, die eine enorme Tiefe ausweisen, und dabei ruhig und bedacht erzählt sind. Dies führt dazu, dass dieser Titel bestimmt nicht für die breite Masse zugänglich gemacht wird, aber für alle, die ein Faible für Japan hegen und für Cineasten ist dieser Film eine Empfehlung wert.

Der Zuschauer, auch der westliche, erhält Einblick in ein Japan, das am Scheideweg steht. Der Westen dringt immer mehr in die japanische Gesellschaft vor. Manche kommen damit gut zurecht, übernehmen den westlichen Stil, während sich viele andere schwer damit tun und nicht verstehen, wieso jahrhundertealte Traditionen auf einmal nichts mehr gelten sollen.

In dieser verwirrten Welt lebt Katagiri ein zurückgezogenes Leben als Samurai. Auch für den Stand des Samurai ist es eine Zeit des Umbruchs. Viele Standbeine dieser sind angeschlagen und ihre Pflichten in Frage gestellt. Als ihm befohlen wird, Hazama zu töten, steht Katagiri zwischen der Treue zu einem Freund und dem Gehorsam gegenüber des Clans.

Diese grundlegenden Themen greift "The Hidden Blade" auf und verarbeitet sie auf ruhige und sehr asiatische Weise. Deshalb strahlt der Film auch die Ruhe und Sanftheit eines buddhistischen Mönches aus. Das macht das Zuschauen so angenehm, zieht uns direkt in diese vergangene Welt hinein und führt uns vor Augen, wie desorientiert das Leben der Japaner zu jener Zeit war.

Dennoch wirkt der Titel als ganzes harmonisch, in sich ruhend und auch Katagiri zeigt seine innere Stärke. Er akzeptiert die Konsequenzen seines Handelns und kommt schlussendlich mit sich ins Reine. Er trauert nicht dem Vergangenen nach, sondern findet seinen eigenen Weg und entdeckt, was ihn glücklich macht. Er ist authentisch, glaubhaft und stark.

Vor allem das Ende des Filmes führt uns vor Augen, wie einschneidend die Öffnung Japans gegenüber dem Westen für Japan war. Es ist ein emotionaler Titel ohne pathetisch zu sein, realistisch ohne die Hoffnung zu verlieren, ausgestattet mit Figuren, die sich behaupten. Ein wundervoller Film.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Zwar hat Kie eine kleine Schwester, die kurz vorkommt, aber die zwei sprechen in der einen Szene nur über Katagiri.

Lieblingsszene: Der Kampf Katagiri gegen Hazama.


Produktionsland: Japan
Originalsprache: Japanisch
Originaltitel: Kakushi Ken: Oni no Tsume
Regisseur: Yōji Yamada
Label: Eisei Gekijo
Laufzeit: 132 Minuten
FSK: ab 12
Erscheinungstermin: 30.10.2004

11 Kommentare :

  1. Den werde ich mir mal im Kopf vormerken, liest sich extremst interessant, bringt einem anscheinend auch Japan und dessen Traditionen und Kulturen näher. Was mich sehr freuen würde, denn ich suche schon länger nach einem oder mehreren Filmen, um die östlichen Traditionen besser zu kennen und zu verstehen. Mir ist schon klar, dass jedes Land seine eigenen Traditionen, Kulturen, Religionen und so weiter hegt und pflegt, aber für mich persönlich hat Asien immer noch die einerseits schönen, andererseits auch merkwürdigen.

    Alleine, wenn ich nur an die ganzen Kriegsfilme, Samurai Filme, Gangsterfilme denke, da kommt mir gleich das Kopfschütteln wieder hoch. Bevor man sich selbst oder einen anderen beschämt, begeht man lieber Selbstmord. Okay, ich gebe es zu, eigentlich stört mich lediglich die freiwillig-in-den-Tod gehen-Sache. Ich habe sogar Probleme, darüber hier zu schreiben, weil ich es eben so unvorstellbar finde.

    LG
    Stephan

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    1. Dafür, einen Einblick in die Traditionen Japans zu bekommen, eignet sich dieser Film wirklich gut. Kann ihn dir also empfehlen.

      Die Sache mit dem Harakiri ist für uns Westler ziemlich unverständlich, wird jedoch etwas klarer, wenn man sich Tiefer mit Japan beschäftigt. Dort zählt nämlich, im Gegensatz zu hiesigen Gefilden, die Gemeinschaft mehr als das Individuum. Man nimmt also für das Wohl der Anderen eigenes Unglück eher in Kauf als bei uns.

      Dazu kommt die hohe Stelle der Ehre. Wie in diesem Film gut gezeigt ist es für Hazama eine Schande, dass er kein Harakiri begehen darf. So darf er nicht als Samurai sterben, sondern muss für den Rest seines Lebens als Ausgestossener, Gebrandtmarkter leben. Dies ist so ähnlich wie das Verhalten einiger Soldaten, die lieber aufrecht im Kampf sterben und sich dementsprechend verhalten, als verkrüppelt nach Hause heimzukehren.

      Trotz allem bin ich der Ansicht, dass wir aus dem Westen niemals bis zum Grunde der asiatischen Mentalität vorstossen werden, wenn, dann gelingt das nur einigen wenigen total assimilierten. Selbst ich nehme mir nicht heraus, die Asiaten auch nur ein klein wenig zu verstehen, wodurch meine Bewunderung jedoch nur noch wächst.

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    2. Danke für deine Erklärung, war sehr aufschlussreich und verständlich.

      Das mit der Gemeinschaft, dem Zusammenhalt, das durfte ich bereits in mehreren Filmen kennenlernen, und auch bewundern. Bei uns, so kommt es mir jedenfalls vor, zählt die Gemeinschaft wenig. Für Egozentrik und Egomanie sind wir Westler besser bekannt.

      Gibt es in Asien eigentlich so etwas wie Gier, Verrat, Korruption, ...?
      Klar, die haben zum Beispiel die Yakuza, die Triaden und so weiter, und über deren strenger, ausbeutender und mörderischer Diktatur-Zensur-Politik will ich jetzt gar nicht erst reden (sehr beeindruckend hierzu finde ich den Film "Red Corner - Labyrinth ohne Ausweg" mit Richard Gere), aber meine Frage bezieht sich eigentlich auf so etwas Ähnliches wie die Ereignisse aus dem Film "Wall Street" mit Charlie Sheen und Michael Douglas. Gibt es negative menschliche Eigenschaften auch unter sozusagen 'Normalbürgern'?

      Und den Teil mit der Ehre durfte ich auch schon in mehreren Filmen kennenlernen. Ich denke, die Geschichte der 47 Ronin ist hierfür sicherlich ein sehr gutes Beispiel. Oder aber auch der US-Film "Last Samurai" mit Tom Cruise bringt dies, glaube ich, sehr gut rüber. Vor kurzem sah ich mir den Film "Letters from Iwo Jima" an. Obwohl der Film von Clint Eastwood, einem Amerikaner, gedreht wurde, vermittelt er verständlich das Pflicht- und Ehrgefühl der Japaner, aber zusätzlich auch, dass einige dieser für uns so fremdem Menschen dort drüben genauso handeln und denken wie wir, wenn es um das eigene Leben oder ihre Familien geht. Schlussendlich kann dem Gehorsam einem Gott oder eines Landes oder einer Tradition gegenüber doch nicht immer so stark sein, sodass man sich selbst dann doch früher oder später als Individuum über die traditionellen Werte stellt. Wir sind doch alle nur Menschen, egal, wo wir herkommen.

      Mir fallen noch unzählige weitere filmische Beispiele ein, aber fürs Erste lasse ich es mal sein. Die oben erwähnten Werke wollte ich aber unbedingt erwähnt haben, weil mir die unterm Lesen deines Kommentars sofort einfielen.

      Der Westen mischt sich in den Osten ein, der Osten mischt sich in den Westen ein, da fällt mir ein, dass ich mir noch unbedingt Martin Scorsese's Herzensprojekt "Silence" mit Adam Driver und Andrew Garfield ansehen möchte.

      Übrigens:
      Meine Lieblingsküche ist die asiatische. :D
      Ich vergöttere das Essen aus dem Osten regelrecht. :D
      Meine Bewunderung für den Osten lässt sich also nicht abstreiten, nur die Kategorie ist eine andere. :)

      Dass ich übrigens in die Materie asiatisches Kino näher eintauchen möchte, habe ich ebenfalls dem Meister Quentin Tarantino zu verdanken. Stichwort: "Kill Bill"! :)

      LG
      Stephan

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    3. Natürlich gibt es auch in Asien solche Eigenschaften. Schliesslich sind wir alle nur Menschen. Wobei die Yakuza nicht als grundsätzlich schlecht angesehen wird, oftmals sind sie sogar die letzte Hoffnung.

      Bei westlichen Filmen, die sich um Asien drehen, bin ich grundsätzlich eher skeptisch. Zu schnell mystifiziert man etwas oder man beschäftigt sich meinem Thema zu oberflächlich, da man es nur als Aussenstehender kennenlernt. "47 Ronin" aber hat mir dennoch sehr zugesagt.

      Ich esse auch sehr gerne asiatisch, es ist einfach zu lecker! Schade, dass es bei uns sehr wenige asiatische Lokale gibt.

      Ach ja, Kill Bill sollte ich mir auch irgendwann wieder ansehen. "Silence" kommt gleich mal auf meine Liste.

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    4. Ich vertrete sowieso die Meinung, andere Länder sollten sich gar nicht einmischen, und dem eigenen Land es überlassen, 'Ausländern' ihre Kulturen, Traditionen, Religionen und so weiter näherzubringen.

      "47 Ronin", so finde ich, ist ein sehr gutes Beispiel hierfür. Ein östlicher Stoff, auf amerikanisch erzählt. Grundsätzlich respektiert dieser Film die Mythologie und die Geschichte um die 47 Ronin, aber dann kommt der amerikanische Kapitalismus zum Vorschein und macht einen oberflächlichen Action-Fantasy-Stoff draus, nur, um an "Der Herr der Ringe" zu erinnern und Geld damit zu scheffeln.

      Was aber die Amerikaner und Europäer können, kann Asien auch. Da gibt es zum Beispiel den Film "Konfuzius", in dem Schauspieler Chow Yun-Fat den weltbekannten Philosophen verkörpert. Ich kann mich noch erinnern, ich las mal vor einigen Jahren, dass man sich in China über den Film und die Wahl des Darstellers beschwert habe, weil ein Film und die Darstellung Konfuzius schier unmöglich sei.

      Na welch ein Glück, dass es bei mir in der Nähe einige mehrere asiatische Lokale gibt. :)

      Ich habe mir letztens mal gedacht:
      "Kill Bill" ist bereits 15 Jahre alt, und immer noch einer meiner absoluten Lieblingsfilme. - UND DIESE FILME MUSST DU DIR UNBEDINGT ANSEHEN!! Das sind ehrlich DIE Quentin-Tarantino-Filme schlechthin, so gut war der Meister niemals, nicht einmal bei seinen beiden Western danach, die ebenfalls großartig sind. Aber "Kill Bill" kann er selber niemals wieder toppen meiner Meinung nach.

      LG
      Stephan

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    5. Der Ansicht bin ich auch! Als Ausstenstehender hat man einfach nicht genug Einblick in die jeweilige Kultur und zu schnell kann man in Fettnäpfchen treten oder gewisse Vorurteile und Stereotypen bestätigen.

      "Kill Bill" ist wirklich ein moderner Klassiker und durch kaum irgendwas zu toppen :)

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    6. In der heutigen explosiven Zeit musst du sowieso vorsichtig sein, was du über andere Kulturen, Religionen und so weiter sagst, beziehungsweise du sie darstellst, selbst, wenn es sich nur um eine Satire, Parodie, Karikatur, was auch immer handelt.

      Da vermisst man die 70er-, 80er- und 90er-Jahre. Kannst du dich noch an die diversen Söldner-Filme erinnern? Allesamt politisch unkorrekt. So etwas wie einen Söldner-Film kannst du heute, im Jahr 2018, nicht mehr produzieren, ohne einen Krieg auszulösen. Selbst George Clooney's Film "Monuments Men - Ungewöhnliche Helden" fand ich im Kino etwas zu gewagt, aufgrund der heutigen politischen Weltanschauung, was äußerst traurig ist, wenn man den Film nur einigermaßen kennt.

      Schade, wie verständnislos sich unsere Welt entwickelt hat. :-(

      LG
      Stephan

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    7. Da lob ich mir den Regisseur des Films "Leg dich nicht mit Zohan an" mit Adam Sandler. Der Film stammt aus dem Jahr 2008. Da hat der Regisseur dieses Films in einem Interview gemeint, es ist egal, um was es in diesem und jenem Film geht, irgendwer ist immer beleidigt.

      LG
      Stephan

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    8. So ist es! Irgendwer motzt doch immer, egal, was man tut... Also kann man gleich tun und lassen was einem passt :D

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