[Filme] The Philosophers

The Philosophers, 2013

It's from the Greek apocálypsis, meaning to uncover what you couldn't see before... a way out of the dark.

Für den letzten Tag ihres Philosophiestudiums hat sich der Lehrer Mr. Zimit (James D’Arcy) etwas Besonderes für seine Klasse ausgedacht: Ein Gedankenexperiment. Der Super-GAU steht bevor, jedoch gibt es die Möglichkeit zum Überleben. Jedoch nur für zehn der 20 Schüler. Wer überlebt und wer nicht?

Der Anfang des Filmes war vielversprechend und spannend. Ein Lehrer wagt mit seinen Schülern ein Gedankenexperiment. Wer überlebt den Atomkrieg - wer muss sterben? Ich selbst bin solchen Experimenten sehr zugetan und schon von Anfang an diskutierten wir selbst darüber, wer wohl eine Chance hätte und was wohl passieren würde.

Doch leider schafft der Film es nicht, den guten Start beizubehalten. Einerseits können die einzelnen Figuren mit den Erwartungen nicht mithalten. Sie sind zu flach und ausserdem fragt man sich bei fast jedem, was diese Schüler die letzten Jahre gemacht haben. Studiert haben die bestimmt nicht - ihrem Verhalten nach zumindest nicht. Auch Lehrer Mr. Zimit (James D’Arcy) ist da keine Ausnahme.

(Spoiler im nächsten Abschnitt)

Für eine Lehrperson verhält er sich äusserst unprofessionell. Er lässt seinen Frust über Petras (Sophie Lowe) Beziehung mit James (Rhys Wakefield) an eben diesem aus. Das war der eigentliche Grund für das Experiment. Petra selbst fand ich übrigens ebenfalls - entschuldigt meine Wortwahl - zum Kotzen. Ich habe schon lange nicht mehr eine so starke Aversion gegen einen fiktionalen Charakter verspürt wie bei ihr. Sie verspürt keinerlei Gewissensbisse dabei, zweigleisig zu fahren und nach der Schlussszene ist ja wohl jedem Zuschauer klar, woher ihre 1+ im Zeugnis stammt. Bestimmt nicht, weil sie so eine gute Philosophin ist.

(Spoiler Ende)

Überhaupt wird das Experiment unter unechten Bedingungen durchgeführt. Z.B. bleiben bei unterschiedlichen Durchläufen bestimmte Dinge, die wichtig sind, konstant. Ein Experiment sollte jedoch so real wie möglich sein, somit hätte man jedes Mal wieder bei Null anfangen sollen. Tat man aber nicht. Das hätte man jedoch noch als dramaturgisches Element im Film abtun können.

Doch einerseits Mr. Zimits pietätloses Getue, andererseits Petra, die ebenso kindisch zurückzickt, machen ein wissenschaftliches Arbeiten unmöglich. Es geht nur noch darum, wer wem die bessere Geschichte erzählt. Kleiner Spoiler: Bei Petra ist alles eine heile Welt und allen geht es gut, weil sie Gedichte und Poesie im Bunker haben. Toll, als gäbe es unter Dichtern keine sozialen Spannungen, wenn man ein Jahr lang auf engstem Raum zusammenleben muss. Träum weiter, Schätzchen.

Somit wird eine gerade zu geniale Idee (mal wieder) verschenkt, weil man sich gezwungen sieht, daraus eine schlechte und gezwungene Liebesgeschichte zu machen. Hätte man sich ernsthaft mit dem Gedankenexperiment befasst, hätte es einen sehr spannenden Film geben können, über den man bestimmt stundenlang hätte diskutieren können. Aber eben: hätte… 

Bechdel-Test: naja-bestanden
Es gibt eine Szene, in der sich Petra kurz mit einem anderen Mädchen unterhält. Jedoch nicht lange genug, um den Test zu bestehen. Dafür hätte man hier doch noch ein paar Szenen mehr einfügen können. Aber grundsätzlich dreht sich sowieso alles nur um Zimit-Petra-James...

Lieblingsszene: Die am Schluss. Auch dieses Szenario hätte nicht funktioniert, obwohl es auf den ersten Blick danach ausgesehen hätte. Doch aus anthroposophischer Sicht hätte die Konstellation "Ein Mann - viele Frauen" auch nicht funktioniert. Aber es war witzig dargestellt und hat dem Ganzen seinen Ernst genommen.


Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: After the Dark
Regisseur: John Huddles
Label: Olive Branch
Laufzeit: 107 Minuten
FSK: ab12
Erscheinungstermin: 07.07.2013

12 Kommentare :

  1. Bezüglich dieses Films geht es mir genau wie dir. Anfangs war ich gefesselt von diesem Film wegen seiner Grundidee. Ich habe sogar den ganzen Film über gespannt zugesehen, und mit gefiebert, welches Szenario als nächstes kommt. Und dann hat mir der Film eine echte Ohrfeige am Schluss verpasst, als der Schlusstwist mit der Beziehung Studentin-Lehrer aufgedeckt wurde, und auch mir klar wurde, dass der Lehrer dieses Experiment nur deswegen vorgeschlagen hat, um den Freund der Studentin fertig zu machen. Und als ob dies nicht schon genug des Ärgers und der Antipathie war, kommen dann noch die letzten Szenen daher, wo es drei verschiedene Wege gibt, was der Lehrer tun kann, nachdem seine 'Studentin' ihn endgültig verlassen hat. Dies war eine regelrechte Beleidigung für alle Intellektuellen, die sich wirklich für das Experiment an sich interessiert hätten. Hätten sich die Macher wirklich nur auf das Experiment fokussiert, anstatt auf die Dreiecks-Beziehung (von der einer gar nichts mal wusste), hätte ein innovatives Glanzstück rauskommen können, welches Jahre später für weitere solche filmischen Versuche als Präzedenzfall gedient hätte.

    LG
    Stephan

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    1. Ohrfeige ist ein wirklich passendes Wort - schön ausgewählt. Genauso fühlte ich mich auch. Es ist so schade um die tolle Grundidee, mit der man sich wirklich ausgiebig hätte beschäftigen können. Schade, dass dieser Film so versenkt wurde :/

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    2. Ja, echt schade. :-(

      LG
      Stephan

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    3. Wer weiss, vielleicht gibt es irgendwann ein Remake, das sich mehr auf den philosophischen Aspekt konzentriert :)

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    4. Das wäre was.

      Aber wenn ich darüber nachdenke, von diesem Film will ich nicht einmal ein Remake. :-)

      LG
      Stephan

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    5. Wenn der Originalfilm es nicht so verhunzt hätte, hätte ich etwas anderes geschrieben. :D

      LG
      Stephan

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    6. In diesen ist mehr Philosophie drin als im Film. :D

      LG
      Stephan

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