[Filme] Drachenkrieger

Drachenkrieger, 2014

It's just a baby!

Schon lange arbeitet der Archäologie Sigurd Svendsen (Pål Sverre Valheim Hagen) an seiner These, dass in den alten Wikingerfunden, die im Historischen Museum seiner Stadt ausgestellt sind, eine Art Botschaft verborgen ist. Endlich, nach all den Jahren, schafft er endlich den Durchbruch und entdeckt eine Art Schatzkarte.

Zusammen mit seinem Kollegen Allan (Nicolai Cleve Bloch) und seinen beiden Kindern wagt sich Sigurd auf eine abenteuerliche Reise, die sie bis über die Grenzen zu Russland führen wird. Dort, weit ab von jeglicher Zivilisation, findet die Gruppe heraus, dass es sich bei der Nachricht nicht um eine Schatzkarte, sondern um eine Warnung gehandelt hat...

Auf den ersten Blick wirkt dieser Film wie ein typisches B-Movie mit löchriger Handlung und tonnenweise unlogischen Begebenheiten. Doch nach dem Schauen muss ich gestehen, so mies wie erwartet war "Drachenkrieger" nicht. Nein, überhaupt nicht!

Vor allem die Qualität der Kameraufnahmen sind sehr gut und bringen die Schönheit Norwegens zum Ausdruck. Ich hätte gerne ein paar mehr der schönen Landschaftsaufnahmen gesehen. Auch die Schauspieler sind gutes Mittelmass; keine Grössen, aber allesamt ganz akzeptable. Hauptdarsteller Hagen hat sich sogar bis zur Verfilmung von "Erlösung" und einem Film von Tommy Wirkola hochgearbeitet (What happened to Monday?).

Das Drehbuch hätte den Figuren aber etwas mehr Tiefe geben können (vor allem Teenagertochter Ragnhild, gespielt von Maria Annette Tanderø Berglyd, ist eher nervig als wichtig für die Handlung). Ausserdem fand ich es etwas verwirrend, dass der Film irgendwie nicht weiss, in welche Richtung er gehen soll. Zwar scheint er auf ein erwachsenes Publikum aus zu sein, aufgrund der Zusammenhänge und der Wortwahl in den Dialogen, aber oft kam ich mir vor, wie in einem jener für Kinder gemachten Abenteuerfilmen, die nachmittags im Fernsehen laufen.

Mein abschliessendes Fazit ist also, dass "Drachenkrieger" besser ist als erwartet, aber definitiv kein "Must-See" ist. Es gibt viele Filme, die schlechter sind, aber ich kann mir auch bessere Titel vorstellen, mit denen ich meinen Abend zubringen könnte. Noch einmal: gutes Mittelmass.

Auf meiner Recherchetour bin ich darauf gestossen, dass dieser Film zu einer Reihe von Titeln gehört, in der sich die nordischen Länder endlich wieder den Wikingergeschichte zuwenden, nachdem viele historische Symbole von den Nazis missbraucht wurden. Diese Entwicklung finde ich toll, denn was können die Wikinger dafür, was die Nazionalsozialisten Jahrhunderte später aus ihrer Kultur machen? Aber das nur so nebenbei.

Bechdel-Test: bestanden
Die im Norden schaffen es tatsächlich mit einer Leichtigkeit, diesen Test zu bestehen, den ich in Hollywood noch misse. Hier ist es zwar nur ganz knapp an einem "naja" vorbeigeschlittert, aber dennoch unterhalten sich Tochter Ragnhild und Elisabeth (Sofia Heli) über den Tod der Mutter der Kinder und andere Themen.

Lieblingsszene: Keine so wirklich.

Produktionsland: Norwegen
Originalsprache: norwegisch
Originaltitel: Gåten Ragnarok
Regisseur: Mikkel Braenne Sandemose
Label: Koch Films
Laufzeit: 95 Minuten
FSK: ab 12
Erscheinungstermin: 04.10.2013

3 Kommentare :

  1. Den Film kannte ich noch gar nicht. Ich war nur ein klein wenig verwundert, dass dieser Film hier in manchen Punkten nicht ganz so funktioniert hat, weil er doch aus Norwegen stammt, und Filme aus diesem Land gehen eigentlich immer in die Richtung cool bis genial über teilweise sogar innovativ und gewagt. Da sieht man mal, dass Werke aus dem hochgelobten, hochqualitativen Norwegen auch nicht immer zu 100 Prozent funktionieren müssen. Darüber könnte sich rein theoretisch Hollywood freuen, wenn du Hollywood nicht gleich darauf einen Denkzettel verpasst hättest mit deinem Bechdel-Test-Ergebnis. Hollywood sollte sich mal gelungenes Filmemachen ruhig von anderen Ländern mal ansehen, denn sogar in Norwegen beispielsweise stehen eher durchschnittliche bis schlechte Filme in gewissen Punkten immer noch besser da, als bei durchschnittlichen bis schlechten Hollywood-Produktionen, wo der Fall eines Punktes immer der Fall des gesamten Films bedeutet. :-)

    LG
    Stephan

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    1. Es gibt wirklich viele tolle Sachen aus Norwegen und wie gesagt, der Film war deutlich besser als erwartet. Aber nur weil ein Film aus dem Land XY kommt, heisst das ja nicht automatisch, dass er autormatisch gut bzw. schlecht sein muss.

      Ja, die Sache mit dem Bechdel-Test hat es noch nicht wirklich bis nach Hollywood geschafft. Aber ich denke, das kommt dort mehr und mehr auch zum Tragen. Aber deinem letzten Satz muss ich wirklich zustimmen. Ist leider so.

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    2. Du hast natürlich recht, nur, weil ein Film aus dem Land XY kommt, heißt dies nicht automatisch, dass er automatisch auch gut bzw. schlecht sein muss. Ich denke, wenn aus einem Land im Norden, nehme ich jetzt mal als Beispiel gleich her, fünf Überraschungen daherkommen, dann erweckt dies automatisch gewisse Erwartungen (wir haben uns schon des Öfteren darüber unterhalten), dass Werke nach diesen fünf Überraschungen automatisch für uns gut sein müssen. Aufgrund dieser hohen Erwartungen ist man dann doch überrascht und enttäuscht, wenn im Vergleich mit den vorhin erwähnten fünf Überraschungen etwas mittelmäßiges oder gar schlechtes daherkommt.

      Bei diesem Bechdel-Test wird sehr gut bestätigt, dass Hollywood immer noch männerdominiert ist, in egal welcher Beziehung.

      LG
      Stephan

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