"Chocolate" ist wieder so ein Film, der nicht hält, was das Cover und der Rückentext versprechen. Wer einen typischen Action-Film mit einer heissen Kampfbraut erwartet, der wird enttäuscht. Zwar wird auch gekämpft, zum Schluss sogar etwas zu ausgedehnt, aber ein typischer Martial Arts-Film ist "Chocolate" überhaupt nicht.
Dieser Film stammt aus Thailand und funktioniert somit auch etwas anders als bereits gewohntes Asien-Material. Wie anders, erfuhren wir erst beim Zuschauen.
Zen ist autistisch veranlagt und lebt zusammen mit ihrer kranken Mutter Zin und deren Adoptivsohn (?) Mangmoon in eher ärmlichen Verhältnissen. Als das Geld immer knapper wird, beschliesst Mangmoon etwas dagegen zu unternehmen. Just da fällt ihm ein Notizbuch in die Hände, mit lauter Leuter, die Zin Geld schulden. So gehen Mangmoon und Zen los, um das Geld einzutreiben...
Anstatt der Kämpfe steht eigentlich die Person von Zen im Mittelpunkt. Ihre Geschichte und die Art und Weise, wie sie die Welt sieht. Dabei geht ein ganz grosses Lob an die jung JeeJa Yanin, die keine einfache Aufgabe hatte. Denn einerseits muss sie knallharte Kampfszenen üben (2 Jahre Vorbereitungszeit!), andererseits muss sie ein autistisches Mädchen glaubhaft darstellen. Beides hat die Schauspielerin perfekt gemeistert.
Die Kampfszenen sind originell und rasant gemacht. Immer wieder andere Orte bringen immer wieder neue Ideen ins Spiel. Teilweise makaber-witzig, teilweise etwas blutig. Aber immer dynamisch und abwechslungsreich. Nur zum Schluss hin wird alles etwas zu sehr hinausgezögert. Zum Schluss des Filmes erfährt man dann auch, wie sehr sich die Schauspieler ins Zeug gelegt haben - da wurden Stürze ohne Matten gedreht, mehrere Stockwerke tief, ohne Seil etc. Dass dabei ständig Blut floss, ist klar. Schlussendlich landete einer der Crew im Krankenhaus. Einsatz pur.
Einer der Schwachstellen des Films (neben den falschen Erwartungen, die geweckt werden könnten) ist die Erzählart. Es wird vor allem zu Beginn eine Art "Blenden-Erzähltechnik" verwendet, die es dem Zuschauer jedoch enorm schwer macht, mitzuverfolgen, was genau passiert ist. Zum Beispiel die Szene, in der man zum ersten Mal auf Mangmoon trifft. Er wird von Kindern gemobbt, Zin sieht das. Im nächsten Moment wohnt Mangmoon bei Zin und Zen und man weiss nicht so recht, ob er nun adoptiert ist, ein Nachbarsjunge oder tatsächlich ein Verwandter. Solche Schnitte gibt es leider viel zu viele, auch dann, als Zin krank wird. Diese Löcher empfand ich als extrem störend, auch wenn man das Ganze als Stilelement bezeichnen kann. Wenn es den Fluss beim Zuschauen stört, dann braucht es ein solches Element nicht, sei es auch noch so kreativ.
"Chocolate" ist ein Film, der nicht hält, was er auf den ersten Blick verspricht, aber ich wurde überaus positiv überrascht und habe den Film wirklich sehr genossen. Ausser die blöden "Aussetzer" natürlich...
"Chocolate" ist ein Film, der nicht hält, was er auf den ersten Blick verspricht, aber ich wurde überaus positiv überrascht und habe den Film wirklich sehr genossen. Ausser die blöden "Aussetzer" natürlich...
Bechdel-Test: bestande
Nein, Zen spricht nicht viel, aber ich setze hier trotzdem einen Haken, da die Kommunikation zwischen Mutter und Tochter sehr schön und berührend dargestellt ist. Würde Zen mehr sprechen, hätte der Film ganz sicher bestanden. Aber es braucht nicht immer Worte, um miteinander zu kommunizieren.
Lieblingsszene: Als Zen ihre Angst vor Fliegen besiegt und alleine Geld für ihre Mutter eintreiben geht. Dann taucht schlussendlich Mangmoon auf und unterstützt Zen, sodass sie ein richtig gutes Team abgeben.
Bereits der Trailer, welchem man sofort anmerkt, dass dieser Film allen voran stilistisch sein möchte, wusste auf Anhieb mir zu gefallen. :-)
AntwortenLöschenIch habe auch bereits einige Filme aus Asien gesehen, und ich muss dir zustimmen, die dortigen Filmemacher haben zwar sehr schön anzusehende Stilmittel zu bieten, übertreiben aber leider mit diesen auch sehr gerne.
LG
Stephan
Toll, dass dir zumindest mal der Trailer gefällt :) Ich war ja sehr beeindruckt vom Film.
LöschenJa, leider war es hier wirklich zu viel des Guten, ansonsten hätte mir "Chocolate" wohl noch etwas besser gefallen.
Ich werde ihn mir mal im Hinterkopf behalten, denn die eingesetzten stilistischen Mittel haben mir doch sehr zugesagt, und ich mag visuelle Spielereien. :-)
LöschenLG
Stephan
Wie immer bin ich dann gespannt auf deine abschliessende Meinung :)
LöschenUnd die sollst du auch bekommen, nur, es wird, wie immer *zwinker*, etwas dauern. :-)
LöschenLG
Stephan
Das weiss ich doch und ist überhaupt kein Problem :)
Löschen:-)
LöschenLG
Stephan