Der geneigte Whovian (= Fan von Dr. Who) weiss natürlich, dass es die Serie seit den 60er Jahren gibt. Und natürlich nimmt sich der Whovian vor, sich auch die alten Folgen anzusehen. Falls er nicht das Glück hatte, diese bereits damals gesehen zu haben.
Leider wurden viele Tapes überspielt um Geld zu sparen. Viele Folgen der ersten Staffel gibt es also nur noch als zusammengeschusterte Version. Die Tonspuren scheinen erhalten zu sein, aber bei manchen Folgen muss man sich mit Standbildern zufrieden geben. Ca. 80 Episoden aller "Classic Who"-Staffeln gelten als verloren.
Die allerersten Folgen mit dem ersten Doktor unterscheiden sich noch stark von dem, was wir heute unter "Doctor Who" verstehen. Deshalb hatte ich erst auch etwas Mühe mit dem Doktor. Die Doktoren, die ich erlebt hatten, würden niemanden einfach so zurücklassen oder auch nur darüber nachdenken. Aber je mehr Zeit ich mit dem Ersten Doktor verbrachte, desto mehr lernte ich ihn schätzen und durchschaute auch seine Handlungen eher.
Die Geschichten, die erzählt werden, sehen noch ganz anders aus. Der Doktor und seine Enkelin Susan reisen durch die Zeit, doch als Barbara und Ian (Susans Lehrer) mit an Bord kommen, funktioniert irgendwie gar nichts mehr. Eigentlich wollen sie nur in ihre Zeit zurück, aber die TARDIS bringt ihre Passagiere quer durch Zeit und Raum.
Im Gegensatz zu den heutigen Episoden wird nicht ständig darauf hingewiesen, dass der Doktor (und logischerweise auch Susan - was bedeutet, dass der Doktor eben nicht der letzte Timelord ist) ein Alien ist. Es wird zwar erwähnt und die Figuren treffen auch auf fremde Spezies (u.a. Daleks), aber das Augenmerk liegt auf Erlebnissen in der Vergangenheit.
Die Serie war damals noch als Familienunterhaltung mit Hintergrund gedacht, um die Familie am Samstag Abend vor dem Fernseher zu versammeln. Geklappt hat das ganz gut: Den Einfluss, den "Doktor Who" vor allem auf Grossbritannien seit Jahren hat, kann keiner abstreiten. Ganze Generationen wurden von dieser Sendung geprägt.
Die allererste Folge von "Doktor Who" wurde am 23.11.1963 auf BBC1 ausgestrahlt. Das sind nun mehr als 50 Jahre und natürlich spiegeln die alten Folgen auch die damaligen Möglichkeiten von TV und Kino wider. Manche Masken sehen aus wie selbstgemacht und bei einigen Aufnahmen sieht man, dass man einfach eine Mini-Tardis in einen Sandkasten gesetzt hat. Für unsere computerverwöhnte Generation ist das gewöhnungsbedürftig, ich fand es jedoch auch sehr spannend zu erleben, wie damals Geschichten fürs Fernsehen hergestellt wurden.
Überrascht war ich ebenfalls von den Rollen der weiblichen Hauptfiguren. Natürlich gibt es einiges an Gekreische und auch Ohnmachtsanfälle lassen nicht auf sich warten, dennoch sind Susan und Barbara meiner Ansicht nach bereits sehr mordern. Sie tragen Hosen (hätte ich nicht erwartet) und übernehmen auch mal die führenden Rollen. Vor allem Barbara ist eine sehr aktive Figur, die immer wieder an das Gute im Menschen appelliert.
Natürlich musste auch ich mich an die alten Episoden gewöhnen, auch an ihre Länge. Eine Folge besteht aus bis zu fünf oder sechs Episoden, aber dennoch freue ich mich, dass ich die Möglichkeit hatte, mir auch diese ganz alten Folgen von "Doctor Who" anzusehen.