Entweder ist momentan der absolut schlechteste Zeitpunkt,
diesen Film zu sehen, oder aber es ist der absolut richtige. Ich entschied mich
dafür, dass es keinen besseren Moment gibt, sich „4 Lions“ anzusehen als jetzt,
da jeder plötzlich Charlie heisst.
Omar und seine Freunde haben ein grosses Ziel: Sie wollen
Märtyrer werden. Dafür fahren Omar und sein Freund Waj sogar extra nach Pakistan in ein
Trainingscamp. Dort bringen sie zwar aus Versehen Osama Bin Laden um, aber auch
das bringt sie nicht von ihrem Ziel ab.
Dieser Film ist schwarz. Pechschwarz. Und definitiv nichts
für jedermann. Ich finde den Film genial. Schon Pinkie Pie aus „My Little Pony“
sang darüber, dass man seiner Angst am besten direkt ins Gesicht lacht. Und
genau das macht „Four Lions“: Er nimmt die geballte Angst des Westens vor
Terroranschlägen und wirft es direkt an die Wand, wo alles mit einem lauten
„platsch“ zerspringt.
Überraschenderweise macht sich der Film bloss an einer
Stelle direkt über den Islam lustig (als es darum geht, dass Omars Bruder seine
Frau in den Wandschrank sperrt), ansonsten ist das eigentliche Ziel des Humors
der Terrorismus. So führt Regisseur Chris Morris zu einem ganz neuen Dialog über
Selbstmordattentäter und das, was sie antreibt.
Wenn die Jungs sich darüber streiten, was genau das Ziel ihres
Angriffs werden soll (Barry ist der Ansicht, man müsse eine Moschee in die Luft
jagen) oder Hassan seinen Bart versteckt, um als Hausfrau durch zugehen, dann kann man nicht anders, als es lustig
finden. Ausserdem entwickelt man tatsächlich Sympathien für die vier bzw. fünf
Helden des Films. Wer hätte das gedacht? Sympathien für Attentäter? Aber diese
Jungs muss man irgendwie einfach mögen.
Ausserdem sind die Witze so gesetzt, dass sie zwar teilweise
derb sind, aber an keiner Stelle unter die Gürtellinie gehen. Der Humor ist
zwar tiefst schwarz, aber frisch und neu. Es werden keine Klischees bedient, sondern
bringt neues auf den Filmtisch. Vorurteile dienen in diesem Film dazu, sie erst einmal durchzuklopfen und dann zum Trocknen aufzuhängen.
Nicht jeder Zuschauer wird mit dem Thema warm werden, manche
werden sich vorschnell abwenden. Aber ich bin der Meinung, dass es nichts
Besseres gibt, um die Angst zu besiegen, als darüber zu lachen. Deshalb bin ich
auch der Ansicht, dass es gut ist, dass z.B. Christoph Maria Herbst als Hitler das Publikum unterhält. Genauso wird es bei „Four Lions“ gemacht und ich persönlich finde es
grossartig. Denn lachen befreit.
Auch ist es eine geniale Leistung, dass dabei keinem auf
die Zehen getreten wird. Das ganze Team verdient
ein neumodisches „Daumen hoch“ für ihr Engagement und ihren Mut, sich entgegen
der gesellschaftlichen Meinung zu bewegen und etwas Neues zu probieren. Und das
machen sie alle wirklich sehr gut.
PS: Habt ihr schon „Hogjogging“ ausprobiert? Trainiert die
Unterschenkel.
(Der Orignaltrailer spoilert ein wenig, deshalb kurz und knackig ;)
Diesen Film kenne ich nur teilweise - lediglich der Beginn, die Ausbildung, des Films ist mir bekannt.
AntwortenLöschenDie paar Minuten, die ich sah, haben mir aber zugesagt.
Und ich kann dir mit deiner Meinung über diesen Film nur recht geben, denn im Gegensatz zur Adam Sandler-Komödie "Leg dich nicht mit Zohan an" packt "Four Lions" die schwierigen Themen Terrorismus und Religion keinesfalls unter der Gürtellinie und mit Klischees an, geht sogar respektvoll damit um, und macht aus den Filmfiguren auch sympathische "Normalo"-Figuren, und nicht wie amerikanische Terrorismus-Filme Bösewicht-Schablonen.
Der Film "Four Lions" musste übrigens gute 4 Jahre warten bis er veröffentlicht werden durfte, weil logischerweise niemand eine Terrorismus-Satire ins Kino oder gar ins Heimkino bringen wollte (und Jahre später die "The Interview"-Kontroverse, wo sogar die im Film angesprochenen Personen sich öffentlich beschweren, aber schlussendlich der Film doch erscheint).
LG
Stephan
P.S.:
Sogar hier in diesem Kommentar tu ich mir schwer, darüber zu schreiben, kaum zu glauben, wie es dann den Machern des Films "Four Lions" ergangen sein muss.
Zohan und die Löwen kann man gar nicht vergleichen. Ganz anderer Stil, andere Herangehensweise. Obwohl "Four Lions" auch eine Komödie ist, merkt man, dass man sich hier viel ernster mit dem Thema befasst hat und sich auf einem ganz anderen Niveau damit auseiandersetzt. Deshalb mag ich den Film so.
LöschenIch eigentlich schon fast überrascht, dass der Film überhaupt produziert wurde. Zohan kann man belächeln, während es hier bestimmt mehr Punkte zum Kritisieren gibt. Aber zum Glück schaffte er es doch noch auf die Leinwand.
Es ist ein sehr schweres Thema und man kann rasch in ein Fettnäpfchen geraten. Deshalb ist es schwierig, mehr zum Thema "Terrorismus" zu sagen, als "böse". Ich habe das Gefühl, dass zumindest im Westen kein richtiges Auseinandersetzen damit stattfindet. Man will es irgendwie nicht. Gut also, dass der Film dazu anregt.
Sehr schöner Kommentar von dir. :-)
AntwortenLöschenLG
Stephan
Vielen Dank :)
LöschenAber gerne doch. :-)
LöschenLG
Stephan