[Filme] The Revenant - Der Rückkehrer


As long as you can still grab a breath, you fight. You breathe...keep breathing.

North Dakota, 1823: Hugh Glass (Leonardo DiCaprio) und sein Sohn Hawk (Forrest Goodluck), ein Halbblut, ziehen mit einer Gruppe der Rocky Mountain Fur Company durchs Land. Dabei werden sie von Indianern angegriffen und nur dank Hughs Hilfe kann ein kleiner Teil der Männer entkommen.

Dennoch ist die Stimmung in der Gruppe alles andere als gut und als Hugh von einem Bären schwer verwundet wird, halten nur Hawk, der junge Bridger (Will Poulter) und Captain Henry (Domhnall Gleeson) zu Glass. Henry bestimmt, dass Hawk, Bridger und John Fitzgerald (Tom Hardy) bis zu Glass' Tod bei ihm bleiben sollen.

Doch Fitzgerald hat ganz eigene Pläne und lässt Glass, nachdem er erst Hawk getötet hat, zum Sterben zurück. Aber Hugh Glass ist noch längst nicht tot...

Als "The Revenant" erschien, war der Film lange in aller Munde. Natürlich wünschte ich mir die Blu-Ray und der Hexenmeister hat sie mir geschenkt. Trotzdem lag der Film lange auf dem SUB, was daran liegen mag, dass ich mich lange nicht an diesen Titel herangewagt habe. Er wirkt schwer, nichts für Zwischendurch und nach einem Film, auf den man sich konzentrieren muss. Nun war aber endlich die Zeit gekommen!

Man sollte vielleicht darauf hinweisen, dass es sich hierbei nicht um einen Western oder was auch immer im klassischen Sinne handelt. Wer blutige Schiessereien, wilde Verfolgungsjagden und Explosionen gepaart mit flotten Sprüchen erwartet - bitte, lasst die Finger davon. Es ist ein richtiger Iñárritu-Film und kein Spagetthi-Western (nichts gegen Spagetthi-Western).

Bei Iñárritu zählt nicht die Action, sondern der Mensch. Und im Falle von "The Revenant" die Natur. Und das macht der Regisseur richtig, richtig gut. Bei diesem Film zeigt sich, dass Handlung und Thema nicht zu verwechseln sind! Wir haben hier eigentlich recht wenig Handlung, dafür aber ein bis ins kleinste Detail ausgearbeitetes Thema, dessen Tiefe einen schaudern lässt.

Die Naturaufnahmen sind so klar, so gekonnt aufgenommen, dass sie ihre ganz eigene Sprache sprechen und durch den Bildschirm ein Gespür für diese raue, unbezwingbare und unzähmbare Welt aufkommt. Lässt man sich darauf ein, kriecht einem die Kälte in die Glieder, hört man den Wind in den Baumwipfeln wehen und spürt den Schnee.

Dazu zeigt Iñárritu einen wenig glorreichen, aber dennoch nicht abstreitbaren Teil der amerikanischen Geschichte auf. Mehr als einmal führt die Kamera uns durch verwüstete Indianersiedlungen, Tote pflastern unseren Weg. Die eindrücklichsten Szenen funktionieren dabei ohne Worte, z.B. als Fitzgerald und Bridger durch ein zerstörtes Dorf schleichen und Bridger dem Überlebenden wortlos etwas zu Essen da lässt.

Apropos Kamera (geführt von Emmanuel Lubezki): die überzeugt nicht nur mit wunderschönen Landschaftsbildern, sondern schafft es auch, den Zuschauer mitten ins Geschehen hineinzuziehen. Wir sind mittendrin. Vor allem den kleinen Trick mit dem beschlagenen Bild fand ich grossartig. So wird eine Nähe zwischen Kamera (Zuschauer) und Bild aufgebaut, die es schafft, Gänsehaut zu verursachen. Eine kleine Idee mit enorm grosser Wirkung!

Dazu noch ein Leonardo DiCaprio, der ein weiteres Mal überzeugt. Ich liebe Figuren, die wenig reden, sondern machen und Glass ist genau so ein Typ. Wenn es sein muss, schleppt er sich halb tot durch die Wildnis, immer ein Ziel vor den Augen. Wenn er dann mal etwas sagt, dann sitzt das auch, hat eine Bedeutung. Leo schafft es, diesem Typ Menschen, diesem Survival-Spezialisten, Leben einzuhauchen und Tiefe zu geben.

Domhnall Gleesons Auftritt mochte ich sehr, nur leider ist er für mich so sehr General Hux, dass ich mich anfangs kaum auf den Film konzentrieren konnte, weil ich ständig darauf gewartet habe, dass irgendwo ein Kylo Ren auftaucht. Dass Gleeson hier eine zumindest in den Grundzügen ähnliche Rolle spielt wie in "Star Wars", hat es mir nicht einfacher gemacht (aber das nur so am Rande). Überhaupt, mehr Domhnall Gleeson bitte.

Noch intensiviert wird das filmische Erlebnis durch die Musik des Gespanns Bryce Dessner, Alva Noto und Ryuichi Sakamoto. Es sind keine aufdringlichen Tönte, doch greifen die Stücke die Ausstrahlung der einzelnen Szenen in einer Weise auf, die ihnen eine ganz neue Ebene verleihen. Die einsame Wildnis wird noch einsamer, der Kampf ums Überleben noch drastischer. Die Musik rundet dieses schöne Kunstwerk ab, in dem einfach alles zu stimmen scheint.

Hiermit schliesse ich meine kleine "Ode an The Revenant" und schliesse nicht aus, mir den Film irgendwann noch einmal anzuschauen.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Die einzige Frau in dieser wilden Welt scheint Hawks Mutter zu sein und die erscheint auch nur in den Träumen Hughs. Aber man kann nicht von der Hand weisen, dass die Arbeit in der Wildnis oft von Männern verrichtet wurde. Die Häuptlingstochter Powaqa (Melaw Nakehk'o) hat zum Schluss aber noch einen intensiven Auftritt. Der jedoch ohne Worte.

Lieblingsszene: Sehr schwer zu sagen, da mir der Film als Ganzes sehr gefällt. Aber wenn ich eine wählen müsste, dann wahrscheinlich jene, als Glass nach einem Schneesturm aus der Hütte kriecht, die sein indianischer Partner für ihn gebaut hat.


Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: The Revenant
Regisseur: Alejandro G. Iñárritu
Label: Regency
Laufzeit: 156 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 07.01.2016

5 Kommentare :

  1. Seit dieser Film im Kino lief, wollte ich ihn mir unbedingt ansehen, bereits der Trailer hat mich gefesselt. Um ehrlich zu sein, der Name Inarritu hat eigentlich schon ausgereicht. :-)

    Ich bin gespannt, denn zufällig am Tag der Oscarverleihung 2018 läuft er im Fernsehen. :D

    LG
    Stephan

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