[Filme] Sennentuntschi



Si isch dr Demon!

Ein idyllisches Dorf in den Bündner Bergen, 1975: Als eine geheimnisvolle Fremde (Roxane Mesquida) im Dorf auftaucht, nimmt der junge Polizist Reusch (Nicholas Ofczarek) sich ihrer an. Während alle anderen Leute der Frau ablehnend gegenüberstehen, möchte Reusch herausfinden, was es mit ihr auf sich hat.

Zur gleichen Zeit auf der Alp: drei einsame Sennen frönen dem Absinth. Im Verlaufe der Nacht kommt Erwin (Andrea Zogg) auf die Idee, ein Sennentuntschi zu basteln, der grausigen Legende zum Trotz...

Diesen Film hatten wir bereits einmal gesehen, aber scheinbar war das noch vor der Existenz dieses Blogs, auf jeden Fall finde ich keine Rezension meinerseits dazu. 

Schon beim ersten Durchgang wollte ich den Film anfangs nicht sehen und auch beim zweiten Mal schob ich das Schauen immer wieder vor mich hin. Der „Horrorctober“ und der Hexenmeister gemeinsam schafften es aber, dass wir uns das „Sennentuntschi" nun noch einmal angesehen haben.

Und wie schon beim ersten Mal fragte ich mich hinterher, wieso ich mich so vor diesem Film gesträubt hatte. Vielleicht weil es ein Schweizer Horrorfilm ist? Weil es um eine Schweizer Sage geht? Oder weil das Filmcover irgendwie abweisend daherkommt?

Ich weiss es nicht, jetzt ist es auf jeden Fall auch egal, denn der Film weiss zu überzeugen. Dieser Titel ist auch der erste Schweizer Horrorfilm, der es über die Grenzen geschafft hat und dort für Aufsehen sorgte.

Die Geschichte wird auf mehreren Ebenen erzählt. Die Rahmenhandlung spielt in der Gegenwart, in der die Legende des Sennentuntschis erzählt wird. Dann reisen wir zurück ins Jahr 1975, hier teilt sich die Handlung wiederum in zwei Stränge auf: einerseits befinden wir uns mit Erwin, Martin und Albert auf der Alp, andererseits begleiten wir Polizist Reusch auf der Suche nach der Wahrheit.

Die beiden Hauptteile verschwimmen immer mehr miteinander, solange, bis auch der Zuschauer gar nicht mehr weiss, was Sage und was Realität ist. Doch zum Glück wird am Schluss alles aufgeklärt und zwar auf eine sehr geschickt inszenierte Art. 

Auf dem Weg dorthin erleben wir jedoch viel Unheimlich und Grauenhaftes. Natürlich ist nichts so, wie es scheint und manch einer hat ein paar Leichen im Keller. Dabei ist nicht unbedingt die Legende um die zum Leben erwachte Puppe das Gruseligste an diesem Film, sondern die überaus realen Gräueltaten, von denen wir auch jetzt immer wieder in den Nachrichten hören.

Die Stimmung ist undurchschaubar und die schöne Berglandschaft wird von Nebelschwaden überzogen. Die idyllische Umgebung wird von den Taten der Menschen verdüstert. „Sennentuntschi“ lebt vor allem durch das Gefühl des Unwohlseins, das der Film im Zuschauer hervorruft, es ist kein typischer Schocker-Film, sondern eher eine Art Nebelschwade, die sich mehr und mehr in den Zuschauer einschleicht.

Viel zu dieser eindringlichen Stimmung trägt Roxane Mesquida als Sennentuntschi bei. Ebenso Joel Basman als stummer Albert - beide Rollen ganz sicher keine einfachen, da beide Figuren anders funktionieren als herkömmliche Helden.

Wer also nach Horror abseits der bereits begangenen Pfade sucht und sich auch auf etwas Neues einlassen kann, der soll sich ruhig am „Sennentuntschi“ versuchen. Empfehlenswert ist der Film allemal.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Was vor allem daran liegt, dass das Sennentuntschi nicht viel redet ;) Ansonsten wäre ein "naja" daraus geworden.

Lieblingsszene: Als Erwin mit dem Stuhl auf das Sennentuntschi eindrischt - eine leicht schräge Szene in der ansonsten düsteren und gedrückten Stimmung.


Produktionsland: Schweiz, Österreich
Originalsprache: Schweizerdeutsch
Originaltitel: Sennentuntschi
Regisseur: Michael Steiner
Label: Buena Vista
Laufzeit: 122 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 14.10.2010

4 Kommentare :

  1. So ein Mist!
    Erst vor ein paar Tagen, da schaltete ich auf den österreichischen Fernsehsender ORF EINS, und durch Zufall konnte ich die letzten 30 Minuten von "Sennentuntschi" mir ansehen.

    Logischerweise, da ich den ganzen Film noch nie gesehen habe, hab ich mich erstens überhaupt nicht ausgekannt, und zweitens fand ich die gezeigten Szenen verstörend.

    Diese 30 verwirrenden und verstörenden Minuten in Verbindung mit deiner Rezi schaffen es aber, den Film interessant werden zu lassen, und laden definitiv dazu ein, ihn sich wenigstens einmal angesehen zu haben.

    LG
    Stephan

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    1. Dass man das Ende nicht wirklich versteht, wenn man den Film nicht von Anfang an gesehen hat, kann ich gut nachvollziehen. Hier fliesst einfach alles ineinander und man braucht jedes Detail, ansonsten ist man hier hoffnungslos verloren.

      Ich hoffe, dass du es irgendwann schaffst, den Film von Anfang an zu sehen, damit auch alles einen Sinn ergibt :)

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    2. Das hoffe ich auch.

      LG
      Stephan

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