You hurt me... I hurt you worse.
Als der CIA-Agent Bill Pope (Ryan Reynolds) ermordet wird, gibt es für die CIA nur eine Möglichkeit, an all die wichtigen Informationen zu kommen, die Bill für sie ergattert hatte: durch modernste Technik übertragen sie die Erinnerungen Popes in das Gehirn des Verbrechers Jerico Stewart (Kevin Costner).
Nachdem es den Anschein hatte, als sei das Projekt fehlgeschlagen, entflieht Jerico seinen Aufsehern und geniesst erst einmal die neu errungene Freiheit.
Doch mehr und mehr suchen ihn Erinnerungen heim, die nicht die seinen sind...
Der Gedanke, die Erinnerungen eines anderen Menschen ist gruselig und vielversprechend gleichzeitig, prägen unsere Erfahrungen doch unser Verhalten und unsere Gefühle. Was dies aus einem Menschen machen kann, zeigt dieser Film.
Zu Beginn ist Jerico ein richtiges (entschuldigt den Ausdruck) Arschloch. Aufgrund eine Kopfverletzung, die er als Kind erlitten hat, kann er Gut und Böse nicht unterscheiden und kann sich deshalb nicht in die Gesellschaft einfügen. Wenn sich also das nächste Mal jemand idiotisch verhält, habt Mitleid - vielleicht macht er das gar nicht extra.
Doch je länger der Film fortschreitet, desto mehr erwacht Billy in Jerico. Dies ist die Stärke des Films. Nicht nur die Erinnerungen kommen hoch, sondern auch das Verhalten. Plötzlich entschuldigt sich Jerico für sein Verhalten - doch dafür müsste er wissen, was richtig und was falsch ist. Der ursprüngliche Jerico konnte das nicht.
Ein äusserst spannender Ansatz, der vor allem im Hinblick auf die moderne Technik viel Diskussionsstoff bietet. Wie lange wird es wohl noch dauern, bis wir so etwas auch in der Realität machen können? Sind solche Projekte Hoffnungsträger oder Teufelszeug? Ein ethisch wichtiges Gespräch, das unbedingt geführt werden muss.
Dennoch verschenkt der Film leider zu viel von dieser guten Idee. Grundsätzlich ist "Das Jerico-Projekt" ein typischer Agenten-Thriller, in dem die Amerikaner und die Russen mitmischen. Und ein Mexikaner mit einer deutschen Freundin. Dann quetscht man noch etwas Cyber-Crime und ein paar Bomben rein und fertig.
Leider wirkt der Titel dadurch viel zu überladen, nur allein das Grundthema hätte viel mehr Zeit in Anspruch genommen, als zur Verfügung stand. Aber man will einfach zu viel. Man will die Intellektuellen mit einem schwierigen Thema ansprechen, aber auch den Mainstream mit viel Action und Bumbum.
Kann klappen, aber dafür braucht es viel Talent und Geduld. Hier hat es leider nicht funktioniert. Der Film ist nicht schlecht, er ist kurzweilig und es gibt einige gute Szenen, aber er verschenkt zu viel. Ich fühlte mich an keiner Stelle wirklich in der Handlung drinnen. Zu vieles ist vorhersehbar und in Bezug worauf dieser Streifen anspielt, ist das einfach zu wenig.
Auch kommt es oft zu unlogischen Handlungen. Zum Beispiel werden Bills Ehefrau und Kind nicht überwacht, was in Bezug auf das Projekt, das der Geheimdienst hier einleitet, einfach nicht passt. Doch dann steigt Jerico bei ihnen ein (er kennt dank Billy ja den Zugangscode) und trotzdem wird auch hinterher nichts unternommen, um die beiden zu schützen. Echt jetzt?
Schade also um eine gute Filmidee, aus der etwas hätte werden können.
Bechdel-Test: nicht bestanden
Zwar gibt es das Mutter-Tochter-Gespann, aber die reden nicht wirklich miteinander. Die Mutter gibt Befehle und das Kind folgt brav. So viel zum Thema idealisierte Familie.
Lieblingsszene: Als die Agenten Jerico aus der Zelle holen wollen und er erst einmal Spass damit hat, die Jungs zu ärgern. In meinen Augen die lustigste Szene des ganzen Films.
PS: War mich doch, dass Bill irgendwie aussieht wie Wade Wilson!
PS: War mich doch, dass Bill irgendwie aussieht wie Wade Wilson!
Produktionsland: USA, UK
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Criminal
Regisseur: Ariel Vromen
Label: Lionsgate
Laufzeit: 113 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 15.04.2016
Ich habe diesen Film noch nicht gesehen, aber deine Rezi zu ihm liest sich äußerst interessant. Kurzweilig und unterhaltsam ist immer gern willkommen, und Kevin Costner geht in meinen Augen sowieso immer, Ryan Reynolds ebenso, auch, wenn er in diesem Film höchstwahrscheinlich nur kurz vorkommt, wenn ich das richtig verstanden habe.
AntwortenLöschenHast Recht, aus der Thematik könnte man viel rausholen. So etwas sollte aber lieber Filmen vom Schlag eines "Ex Machina" vorbehalten sein, und nicht einem, ich sag einmal als Vergleich, Sommer-Blockbuster. Ich kann mich noch an den Trailer zu "Das Jerico-Projekt" erinnern, man hat eindeutig die Mainstream-Blockbuster-Zuschauer ansprechen wollen, also wurde er auch als solcher inszeniert. Zum einen ist solch eine Idee nicht schlecht, auch eine Möglichkeit, oberflächliche Gelegenheits-Gucker Zugang zu Intellektuellem in leicht verständlicher Form zu verschaffen, die Macher sollten dies allerdings auch ernst meinen, und nicht nur Geld damit scheffeln wollen.
LG
Stephan
Ryan Reynolds kommt tatsächlich nur kurz vor, aber dennoch spielt er doch einen sehr wichtigen Charakter - ohne ihn gäbe es die ganze Geschichte nämlich nicht.
LöschenDu hast Recht, vielleicht hat man auf diese Weise viele Leute an ein Thema herangeführt, worüber sie bisher noch gar nicht nachgedacht haben. So habe ich das noch gar nicht gesehen. Ich persönlich bin da eher der Typ, der solche Themen "Ex Machina"-mässig verarbeitet sehen möchte. Aber solche Filme sprechen nicht unbedingt die breite Masse an. Auf diese Art und Weise hat "Das Jerico-Projekt" also nicht schlecht gehandelt.
:-)
LöschenLG
Stephan
:)
Löschen:-)
LöschenLG
Stephan