[Filme] Pride

Pride, 2014

Where are my lesbians?

Grossbritannien im Jahre 1984: Die Bergarbeiter treten in den Streik, um sich gegen die Politik Margaret Thatcherers zu wehren. Damit gehen jedoch Lohnausfälle, Hunger und Armut einher. Im fernen London tut sich unterdessen eine aufgeweckte Gemeinde von Schwulen und Lesben zusammen. Angeführt von Mark Ashton (Ben Schnetzer) beschliessen sie Männer und Frauen, den Streikenden zu helfen, da diese viele Probleme durchmachen, die auch die Homosexuellen bereits kennen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten und Vorurteilen schafft es die LGSM (Lesbian and Gays Support the Miners) endlich, Kontakt zu einem kleinen walisischen Dorf herzustellen. Dort stellt die muntere Gruppe so einiges auf den Kopf...

Dieser Film ist mir per Zufall in der Bibliothek in die Hände gefallen. Ich warf jedoch nur einen kurzen Blick darauf - eine Gruppe Homosexueller hilft einem streikenden Dorf? Klingt nach etwas, das mir gefallen könnte. Erst nachdem der Film dann auch angelaufen war, begriff ich, dass es sich hierbei um wahre Begebenheiten handelt. Kaum hatte ich das eingesehen, mochte ich "Pride" gleich noch mehr.

Im Gegensatz zu anderen Titeln findet "Pride" die Balance zwischen Drama und Komödie ohne Weiteres, man erhält als Zuschauer einen ungeschönten Einblick in das Leben der Homosexuellen von vor 30 Jahren und ebenso in den Kampf der Bergarbeiter. Dabei kommt es immer wieder zu turbulenten Zusammenstössen und witzigen Dialogen.

Trotz der Ernsthaftigkeit des Filmes und dessen Botschaft, ist der Streifen ein richtiger Wohlfühlfilm. Wir treffen viele unterschiedliche Charaktere, von denen viele auf realen Menschen und deren Erlebnissen basieren. Es ist erstaunlich, was ein kleiner Haufen von Aussenseitern der Gesellschaft erreichen können, wenn sie nur zusammenstehen. Mit dem realen Hintergrund im Kopf sorgte dieser Film für reichlich Gänsehaut bei mir.


Auch die schauspielerische Leistung der Darsteller bewegt sich auf einem ausgezeichneten Niveau. Nichts ist übertrieben, man hat durch den Bildschirm hindurch das Gefühl, es mit echten Menschen zu tun zu haben. Dabei begegnen einem auch mehrere bekannte Gesichter, als Erster fiel mir natürlich sofort Moriar-, ich meine, Andrew Scott auf, der hier in eine sehr emotionale Rolle als Gethin schlüpft. Aber auch Bill Nighy (Love Actually) ist kein Unbekannter und passt hervorragend in seine Rolle als Cliff Barry. Überhaupt sind alle Charaktere wirklich gut ausgewählt und passend.

Die Kamera (geführt von Tat Radcliffe) zeigt uns die Gefühlswelt der Figuren offen und unverhohlt, sodass wir direkt mitbekommen, wie sie sich durchs Leben schlagen. Dabei gibt es Szenen, die ohne Worte auskommen und nur über die dargestellten Bilder bereits mehr als genug sagen. Gleichzeitig strahlen aber auch die Farben und vor allem zeigt uns Radcliffe auch das wilde London und die wunderschönen Hügel von Wales.

Aufgrund meiner letzten Rezensionen ist ein Vergleich mit "Breakfast on Pluto" fast unausweichlich und obwohl ich das Gefühl hatte, dass Kitten bestimmt durch die eine oder andere Szene gehuscht ist, sind es doch zwei völlig unterschiedliche Filme mit einem ähnlichen Thema. Aber wer den einen mag, sollte sich den anderen ebenfalls zu Gemüte führen.

Bechdel-Test: bestanden
Nicht nur wegen des lesbischen Pärchens, sondern auch wegen der glorreichen Unterhaltungen, die diese mit den älteren Frauen des Dorfes führen. So klären die jungen Frauen die Damen auf, dass sie nicht nur Vegetarierinnen sind, sondern sogar Veganerinnen! Woraufhin natürlich gleich mal neue Rezepte ausprobiert werden.

Lieblingsszene: Eindeutig Jonathans (Dominic West) Tanzszene im Pub. Auch so eine Szene, in der an den alten Mauern und Traditionen des Dorfes gerüttelt wird und sich danach so einiges verändert. Auch im Rollenverständnis der Geschlechter.


Produktionsland: Grossbritannien
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Pride
Regisseur: Matthew Warchus
Label: BBC
Laufzeit: 120 Minuten
FSK: ab 10
Erscheinungstermin: 30.10.2014

5 Kommentare :

  1. Danke für diese deine Rezi zum Film "Pride". Ich weiß noch, irgendwann letztes Jahr, 2016, da sah ich per Zufall im Internet einen Trailer zu einem Film, der mich neugierig machte. Leider vergaß ich ihn dann wieder. Und jetzt, dank dir, weiß ich, um welchen Film es sich handelte. Danke! :D

    Dieser Film und "Breakfast On Pluto" kommen definitiv auf meine Merkliste. :-)

    LG
    Stephan

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wie schön zu lesen! Und natürlich freut es mich, dass ich dich wieder zu diesem Film führen konnte. Lustig, wie die Dinge sich manchmal fügen :)

      Löschen
    2. So lustige Fügungen gefallen mir auch immer wieder. :-)

      LG
      Stephan

      Löschen