[Filme] No Direction Home: Bob Dylan

No Direction Home - Bob Dylan, 2005



I accept chaos, I'm not sure whether it accepts me.

Ein Junge mit einer Gitarre wird zum Weltstar. Doch nicht nur das, wie kaum ein anderer Künstler hat Dylan Einfluss auf die Popmusik und die zeitgenössische Kunst.
Dieser Weg von damals nach hier wird hier aufgezeichnet.

Bob Dylan ist überall, er war ja auch überall. Martin Scorsese würdigt hier eine Person, die auf ihre Weise das 20. Jahrhundert mitgestaltet und auf ihre Art und Weise geprägt hat.

"No Direction Home", eine Zeile aus dem berühmten Dylan-Lied "Like a Rolling Stone", zeichnet Dylans Weg von einem unbekannten Kleinstadtjungen bis hin zu der Legende, die wir heute kennen, auf. Dabei fokussiert sich der Film auf die zentralen Jahre 1961 bis 1966.

Wenn Scorsese etwas anfasst, dann wird das gut. Das war der Grund, weshalb ich diese Biopic gesehen habe, und man merkt ihr an, dass hier nicht irgendeiner am Werk war, sondern Martin Scorsese. Der Film beinhaltet unzählige Interviews, u.a. mit Dylan selbst und mit vielen Weggefährten von damals. Bilder und Aufnahmen aus dem Archiv werden eingefügt, Musikstücke eingespielt.

So spiegelt "No Direction Home" das Lebensgefühl von damals wieder, all die Veränderungen, die anstanden und ein junger Mann mit einer Gitarre und einer Mundharmonika an vorderster Front. Vor allem die Aufnahmen von damals fand ich sehr eindrücklich. Die Rede von Martin Luther King mit der Musik Bob Dylans - dem kann sich keiner entziehen. Dylan war stets dabei, hat sich aber nie als politischen Aktivisten gesehen. Darauf weist er auch im Film vermehrt hin.

Trotz allem spielt hier nicht Bob Dylan selbst die Hauptrolle, sofern man in einer Dokumentation von einer Hauptrolle sprechen kann, sondern die Musik. Die Musik ist der zentrale Antrieb; Scorsese hat dies erkannt und mit seinem Gespür für Dramaturgie richtig in Szene gesetzt.

Dennoch ist dieser Film nicht für jeden geeignet. Mit einer länge von drei Stunden dreissig Minuten (eigentlich ist "No Direction Home" ein Zweiteiler) muss man ziemliches Durchhaltevermögen mitbringen. Für jemanden, der etwas über Dylan selbst erfahren möchte, ist dies 1. viel zu lang und 2. erfährt man über Leben und Motivation des Sängers selbst eher wenig. Wie gesagt: die Musik steht im Mittelpunkt.

Für Fans jedoch ist dieser Streifen ein Must, natürlich für Dylan-Fans, aber auch für Leute, die sich im Allgemeinen für Musik begeistern, gibt es hier viel zu erfahren und zu erleben. Die werden sich auch mit der Länge weniger schwer tun, da man von einem Bonbon zum nächsten hüpft.

Ich für meinen Teil gehörte somit nicht zur Zielgruppe. Mich hätte tatsächlich mehr Dylan selbst interessiert und auch wenn ich nun etwas mehr von und über ihn weiss, so sind doch noch immer dieselben biographischen Löcher vorhanden wie vor dem Zuschauen. Ausserdem, und das gebe ich jetzt endlich zu, sagt mir Dylans Musik nicht wirklich zu. Die späteren Stücke mehr als die früheren, aber irgendwie höre ich dann doch lieber "The Rolling Stones"...


Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: No Direction Home: Bob Dylan
Regisseur: Martin Scorsese
Label: Paramount
Laufzeit: 208 Minuten
FSK: ab 0
Erscheinungstermin: 26.09.2005

13 Kommentare :

  1. Ich selbst sehe mir sehr gerne hin und wieder Dokumentationen an, dennoch stellt diese Branche, wie auch die Anime-Branche, bei mir derzeit eine Nische dar, nicht sonderlich viel gesehen bisher, somit ist mein Wissen hierüber eher (noch) kleinlich.

    Bei Dokumentationen, muss ich ehrlich zugeben, kann ich nicht zu 100 prozentiger Sicherheit sagen, dass ich diese Lücke füllen werde, so interessant wie Filme und Serien finde ich Dokumentationen dann doch nicht, weil mich eben auch nicht alles interessiert, obwohl ich gespannt zuhöre. Bob Dylan hier zum Beispiel. Die Person ist sicher faszinierend, aber Musik interessiert mich eigentlich nicht. Der Name Martin Scorsese wäre bei mir allerdings ein Grund, mich mal kurz an der Angel zu haben. Ich weiß, dass Martin Scorsese auch mehrere Dokumentationen bereits produziert oder gar gedreht hat, und ich bin mir sicher, seine visionäre ausschweifende Kunst findet sich sicher auch in seinen Dokumentationen wieder, wie eben auch in deiner Rezi bestätigt.

    LG
    Stephan

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    1. Auch bei mir sind Dokumentationen (noch) eine Nische, obwohl ich ein paar interessant klingene Filme hier habe.

      Ich finde auch, dass dies ein schwieriges Feld ist. Dokus können sehr spannend gemacht sein und wenn einen das Thema interssiert, dann ist es tatsächlich so, als schaue man einen Unterhaltungsfilm. Aber dennoch denke ich, dass es weitaus schwieriger ist, eine packende Dokumentation zu machen, als einen unterhaltsamen Spielfilm. Ich finde es grundsätzlich schwer, bei Dokumentationen stets voll dabei zu sein, vor allem wenn sie, wie hier, sehr lange dauern.

      Für mich war Martin Scorsese der Hauptauslöser den Film zu schauen. Bob Dylan interessiert mich insofern, dass er den Literaturnobelpreis gewonnen hat, aber für mich ist das auch nach tiefergehender Auseinandersetzung noch immer nicht mehr als ein Schulterzucken wert.

      Natürlich habe ich vor (irgendwann ;) auch die anderen Dokus von Scorsese zu schauen - weil er hat es einfach drauf!

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    2. Ich denke, eine gelungene Dokumentation hinzubekommen ist viel schwieriger als einen gelungenen Spielfilm. Bei einem Spielfilm kann man sich Sachen ausdenken, um die richtige Botschaft, Aussage zu präsentieren, aber eine Dokumentation setzt rein auf Fakten, so wie auf kooperative und wahrheitsgetreue Zeugenaussagen. Spannend finde ich, dass Dokumentationen uns nicht nur unbekannte Welten näher bringen können (allen voran die zu Tiere, Natur und so weiter), sie können auch unsere Sicht- und Denkweise ändern (politische Dokus, politisch motivierte Dokus, Verschwörungstheorien, unglaubliche und erschreckende Enthüllungen, ...). Aber gerade auch die letzteren sind die gefährlichsten, mit einer schlechten Dokumentation, aber auch mit einer gelungenen, kann man, so schrecklich es klingt, viele Leben und Welten zerstören. Eine Dokumentation zu machen ist die, für mich, Königsklasse des Filmemachens daher.

      LG
      Stephan

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    3. Nun da du das sagst, wirst mir das erst richtig bewusst. Königsklasse ist eine gute Bezeichnung. Bei einer Doku muss man so viels mehr beachten, zumindest dann, wenn man sie richtig machen will. Was jeder seriöse Dokumentationsfilmer natürlich möchte.

      Da fällt mir zum Thema der Film über Hillary Clinton ein, der bei der Goldenen Himbeere so abgesahnt hat. Passt zu deinen Aufführungen, dass ein solcher Film auch viele falsche Informationen darstellen kann.

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    4. Die heurige Oscar-Verleihung ist ein gutes Stichwort von dir, da sie nämlich nicht nur das Negativ-Beispiel, nämlich diesen Hillary-Clinton-Film, präsentiert, sondern zugleich auf der anderen Seite ein Positiv-Beispiel aufführt, nämlich die Doku "O.J.: Made in America". Toll, die Oscar-Verleihung 2017 bestätigt zufällig sogar meine obigen Ausführungen. :-)

      LG
      Stephan

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    5. Auf den OJ-Film bin ich schon sehr gespannt. Sobald ich die Filme für die Filmchallenge aufgeholt habe, mache ich mich an meine Oscar-Liste und dann wird (früher oder später) auch OJ an die Reihe kommen. Und Hillary natürlich ;) -ich finde die Goldene Himbeere fast spannender als die Oscars-

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    6. Auch ich finde die Himbeere spannender als die Oscars. Was mich immer amüsiert, manche Stars beweisen sogar Humor und kommen sogar, um sich ihren 'Preis' abzuholen. Ich gehe immer her, und sehe mir einen dieser 'Gewinnerfilme' an, nur, um zu sehen, ob er den wirklich den Schmähpreis verdient hat. Ich habe das Gefühl, meistens geht es nicht um wirklich schlechte Leistungen, sondern einfach nur darum, entweder den Massengeschmack zufriedenzustellen, oder um sich einen Spaß daraus zu machen, gewisse Personen einfach automatisch zu nominieren (zum Beispiel Adam Sandler, Sylvester Stallone, früher Uwe Boll). Als großartige Neuerung empfand ich den sogenannten Razzie Redeemer Award für Künstler, die bereits eine oder mehrere Himbeeren erhielten, später allerdings ein herausragendes positives Projekt auf einmal vorweisen können.

      LG
      Stephan

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    7. Ein Star, der die Himbeere abholt, wird in meinen Augen gleich immer sehr viel sympathischer, da er oder sie damit Humor beweist und zeigt, dass er/sie sich nicht so ernst nimmt, wie es viele Berühmtheiten tun. Überhaupt denke ich, dass es bei der Himbeere in erster Linie um den Spass geht und nicht darum, jemanden fertig zu machen. Auch mir gefällt die Idee mit dem Redeemer, das ist ein sehr versöhnliches Zeichen.

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    8. Das mit dem Spaß hätte ich auch so gesehen. :-)

      Was mich besonders gefreut hat:
      Meine Lieblingsschauspielerin Sandra Bullock erhielt auch mal eine Goldene Himbeere, die hat sie sich sogar abgeholt. Sie kam zur 'Dankesrede' mit einem Schubkarren, darin befanden sich zig DVDs ihres Films "Verrückt nach Steve", für welchen sie die Goldene Himbeere bekam, die jeder Anwesende einzeln im Saal erhielt. :-)

      Cool, ich liebe diese bodenständig gebliebene Frau einfach. :D

      LG
      Stephan

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    9. Von diesem Auftritt habe ich auch schon gehört und finde es richtig, richtig cool, was sie da gemacht hat. Auf so eine Idee muss man erst mal kommen - das macht sie mir echt sympathisch!

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