[Filme] Lunchbox

Lunchbox, 2013

The wrong train can take you to the right station.

Ila (Nimrat Kaur) ist einer unglücklichen Ehe gefangen und versucht, mit leckerem Essen das Herz ihres Mannes zurückzugewinnen. Doch anstatt zu ihrem Ehemann kommt die von ihr gepackte Lunchbox zu Saajan (Irrfan Khan), der kurz vor der Pensionierung steht.

Es entsteht eine besondere Brieffreundschaft über Zettelchen, die die Beiden in die Box legen. Auf diese Weise finden beide jemanden, um über ihren Kummer und ihr Leben zu sprechen...

"Lunchbox" habe ich für die Filmchallenge geschaut und ohne diese wäre mir wohl ein kleines Highlight entgangen. Ich finde Indien faszinierend, ich mag Essen und vor allem auch indisches Essen, deshalb habe ich diesen Film ausgewählt. Gefunden habe ich eine tiefes und doch wunderschönes Drama darüber, wie ein kleiner Zufall das Leben verändern kann.

Dieser Film bewegt sich abseits des bunten, überkitschten Bollywood-Klischees. Bollywood kommt hier wenn, dann nur am Rande vor. Der Zuschauer erhält einen kleinen, aber eindrücklichen Einblick in das Leben in Bombay, die Stellung der Frau und die Probleme, denen sich die Menschen stellen müssen.

Zwar wirken die beiden Hauptfiguren oft verschlossen, aber durch die feine Mimik merkt man auch über den Bilschirm, was sich in den Tiefen ihrer Seele regt. Es kommt zu einigen auch lustigen Zwischenfällen, z.B. als Ila auf Saajan Bemerkung "das Essen war etwas salzig heute" das Essen extrascharf macht.

Mich hat "Lunchbox" stark beeindruckt. Ich würde gerne mal nach Indien reisen, aber als Tourist bekommt man nicht mit, was die Einheimischen bewegt. Dieser Film ist deshalb eine gute Möglichkeit, Bombay kennenzulernen. Das funktioniert hier, wie bereits gesagt, meistens über kleine Details. So zum Beispiel Shaikh (Nawazuddin Siddiqui), der Saajan nach seinem Weggang ersetzen soll, -Achtung Spoiler!- aber sein Diplom nur gefälscht hat, um einen Job zu bekommen. Eine Handlung, die ich nach langer Arbeitslosigkeit extrem gut nachvollziehen kann. Ich selbst stand selbst oft davor, so etwas zu tun.

Ein weiterer Hauptdarsteller ist natürlich das Essen. Ich beneide Ila ja etwas um ihre Fähigkeit zu kochen. Ihr Essen muss wirklich gut sein, "Zauberhände" nennt Shaikh das. Überhaupt frage ich mich, wieso ihr Ehemann nicht versteht, was für eine wunderbare Frau er hat... Beide, Ila und Saajan, sind sehr einsam und finden sich in dieser Einsamkeit. Sie helfen sich gegenseitig. Wohin das führen wird? Hoffentlich auf ein gutes Ende zu. Gönnen würde ich es beiden.

Erwähnen möchte ich noch die tolle Kamera. Immer öfter fallen mir bei Filmen spezielle Kameraeinstellungen, Farben oder Aufnahmen auf, was mich auch persönlich freut. In "Lunchbox" zeichnete sich Michael Simmonds für die Kamera verantwortlich und fängt den Zauber von Bombay ein. Er findet spannende Blickwinkel, zoomt auf die Gesichter, wenn die Figuren sich in ihren Gedanken verlieren, und schafft es dennoch, auch die Farben, das Essen und die fast schon die Gerüche dieser Stadt zu bannen.

Ich empfehle übrigens, den Film im Original zu schauen. Das tue ich zwar grundsätzlich, aber bei "Lunchbox" kommt die Sprachdynamik des Hindi hinzu. Nicht nur, dass diese Sprache äusserst faszinierend ist, sie ist auch sehr beweglich, was das Englische betrifft. Die Charaktere wechseln immer wieder zwischen Hindi und Englisch, oft sogar mehrfach im Satz, was sehr spannend zu beobachten ist.

Bechdel-Test: bestanden
Ila redet und spielt mit ihrer Tochter Yashvi (Yashvi Puneet Nagar), holt sich Rat bei ihrer (für die Kamera körperlose) Nachbarin genannt "Auntie" (Bharati Achrekar) und bespricht mit ihrer Mutter (Lillete Dubey) ihre Geldprobleme.

Lieblingsszene: U.a. als  Shaikh sein Gemüse mitten im überfüllten Zug schneidet. Er kommt ja sonst nicht dazu. Ausserdem zeigt sich so eine neue Generation, in der die Hausarbeit von den Partnern zusammen getragen wird und nicht nur von der Frau (Shaikhs Frau arbeitet auch, so hat sie keine Zeit zum Kochen)


Produktionsland: Indien
Originalsprache: Hindi/Englisch
Originaltitel: Dabba
Regisseur: Ritesh Batra
Label: DAR Motion Pictures
Laufzeit: 105 Minuten
FSK: ab 0
Erscheinungstermin: 21.11.2013

5 Kommentare :

  1. Als ich letztes Jahr den ersten Trailer sah, da wusste ich bereits, dass es sich hier um ein Highlight handeln wird. :-)

    Den Film möchte ich mir auch noch ansehen. :-)

    Freut mich, dass du auch schon auf Kamera, Farben und so weiter achtest bei Filmen. Nichts ist schöner bei Filmen als die Bildersprache. :-)

    LG
    Stephan

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    1. Ich freu mich schon auf deine Meinung dazu, natürlich hoffe ich, dass er dir so gefallen wird wie mir :)

      Mich freut das auch sehr - ich lerne immer mehr über die Filmkunst und bin auch froh darüber, dass du mir so viel darüber erzählst :)

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    2. Ich denke bereits jetzt schon, dass er mir sicher gefallen wird, ich war eigentlich bereits vom Trailer angezaubert worden. :-)

      Das ist lieb von dir, Danke. :-)

      LG
      Stephan

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    3. Das freut mich sehr zu hören :)

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