Taxi Driver, 1976 |
Travis (Robert de Niro) kann nachts nicht schlafen, also nimmt er kurzerhand einen Nachtjob als Taxifahrer an. Er fährt überall hin, selbst dorthin, wo sonst kein Taxifahrer hin will. Bis in die hintersten Ecken New Yorks treibt es ihn dabei und Travis erlebt die Stadt von ihrer dunkelsten Seite.
Als er Betsy (Cybill Shepherd) kennenlernt, wirbt er aktiv um sie und scheint erst Erfolg zu haben. Sie treffen sich mehrfach und verstehen sich gut. Doch die Stadt hat ihre Fänge bereits zu sehr nach Travis ausgestreckt und trotz seiner Bemühungen verliert er Betsy.
Travis beschliesst, Rache zu nehmen. Doch an wem?
"Taxi Driver" ist ein moderner Klassiker, den ich jedoch bloss dem Hörensagen nach kannte. Schlussendlich war es dann aber der Name "Scorsese", der mich dazu bewog, die Blu-Ray zu kaufen. Und das schöne Cover dieser Ausgabe.
Die eigentliche Hauptfigur in diesem Film ist jedoch nicht Travis, sondern die Stadt selber. Zusammen mit Travis erleben wir mit, wie die schillernde Stadt nachts ihr düsteres Gesicht zeigt. Wie die Leute in den ärmsten Vierteln leben bzw. überleben. Natürlich bleibt diese Wirkung auf den Taxifahrer nicht aus. Er verändert sich, eckt an, passt sich an.
Dabei bleibt "Taxi Driver" jedoch stets ein ruhiger und nachdenklicher Film, eigensinnig inszeniert und durch und durch faszinierend. Aufgrund dieser teilweise etwas trägen Erzählweise haben wir den Film an zwei Abenden gesehen, um alles auch besser verdauen zu können. Denn hier haben wir es nicht mit Popcorn-Kino zu tun, sondern einer tiefgründigen Geschichte, die auch aufzuwühlen vermag.
Die Bilder sind alle sehr pointiert und szenisch gesetzt, manchmal muss man den Faden etwas suchen. Doch genau davon lebt dieser Film auch. Vieles, was man hier vorgesetzt bekommt, vergisst man nicht mehr so leicht, obwohl es eigentlich bloss Banalitäten sind. Ein Schild, eine regnerische Nacht, zwei Mädchen, die die Strasse runtergehen. Aber genau das geschieht in einer Stadt. In egal welcher, überall.
Auch die Musik unterstreicht die Spirale, in der sich Travis befindet, sehr gut. Denn sie ändert sich teilweise schlagartig. Genauso wie sich das Leben schlagartig ändern kann, oder eine Idee plötzlich zur nächsten führt. Oft wissen wir nicht, was in Travis vorgeht, obwohl er uns vieles erzählt. Aber wie soll er uns Dinge erzählen, die er selbst vielleicht nicht begreift? Deshalb fällt es auch so schwer, Travis zu begreifen und das macht ihn äusserst interessant.
An einigen Stellen zieht sich der Film leider ein wenig. So hatte ich am Schluss aber das Gefühl, etwas erreicht zu haben. Ein seltsames Hochgefühl. Danach musste ich das Gesehene jedoch erst etwas verdauen, sich setzen lassen, bevor ich diese Rezension schreiben konnte. Wie gesagt: Kein Popcorn-Kino.
Bechdel-Test: nicht bestanden
Neben Betsy treffen wir auch auf Iris (Jodie Forster), aber die Mädchen haben nichts miteinander zu tun. Zwar hat Iris eine Freundin, mit der sie unterwegs ist und irgendwie tuschelt, aber das kann ich nicht gelten lassen.
Lieblingsszene: Kann ich hier nicht eindeutig festmachen. Mir sind viele Szenen im Kopf geblieben und ich denke, dort werden sie auch bleiben. Aber eine als meine liebste zu bezeichnen, vermag ich nicht. Für den Film selber sind sie allesamt von Bedeutung.
Ich habe diesen Film vor vielen, vielen Jahren mal gesehen, und auch bei mir war der Hauptgrund der Regisseur Martin Scorsese, und die Tatsache, dass jeder von diesem Film als Klassiker berichtet.
AntwortenLöschenAllerdings habe ich damals den Fehler gemacht, ihn mir mit falschen Erwartungen anzusehen, da ich davon ausging, dass "Taxi Driver" wie eigentlich jeder Martin Scorsese-Film funktioniert, nämlich als absolute Achterbahnfahrt. Du kannst dir natürlich denken, wie überrascht ich dementsprechend reagiert habe auf diesen Film.
Nach dem Ansehen von "Taxi Driver" erging es mir genau so wie bei einem anderen Martin Scorsese-Film, nämlich "The Wolf of Wall Street" mit Leonardo DiCaprio. Gleich nach dem Laufen der Credits dachte ich mir: "Na, so etwas besonderes war er jetzt nicht". Ein paar Stunden, beziehungsweise einen Tag, später ging er mir nicht mehr aus dem Kopf, bei jedem weiteren Nachdenken gefiel er mir immer besser.
Ich hatte, mit Verspätung, dasselbe Gefühl wie du, nämlich, dass ich beim ersten Mal ansehen nichts damit anfangen konnte, und auch ich empfand ihn stellenweise als in die Länge gezogen, aber die Bilder und die subtile Botschaft lassen dich danach nicht mehr so schnell los.
Da ich die DVD daheim habe, habe ich sie mal wieder in meine To-Watch-Liste aufgenommen, deiner Rezi sei Dank. :-)
LG
Stephan
So ergeht es bestimmt vielen beim Ansehen des Filmes. Auch ich musste erst ein paar Tage ins Land ziehen lassen und dann begriff ich langsam, wieso Taxi Driver so ein Klassiker ist. Aber auch das gefällt mir ausgezeichnet. Wenn sich ein Film richtig in einem einnistet und nicht mehr gehen lässt.
LöschenIch wünsche dir auf jeden Fall viel Spass beim Rewatch :)
Dankeschön. :-)
LöschenLG
Stephan
Das Vergnügen beim Rewatch hatte ich heute. :D
AntwortenLöschenLG
Stephan
Wie toll! Ich hoffe, du konntest den Rewatch geniessen :)
LöschenJa, das konnte ich. :-)
LöschenLG
Stephan