[Anime] Die Chroniken von Erdsee

Wenn ich an "Die Chroniken von Erdsee" des Miyazaki Sohnes Goro denke, kommen mir als erstes die vielen schlechen Rezensionen dazu in den Sinn (teilweise geht das schon in Richtung Bashing). Goro Miyazaki tut mir deswegen auch meistens richtig Leid. "Die Chroniken von Erdsee" hat sogar eine Auszeichnung als schlechtester Film des Jahres 2006 erhalten.

Ist der Film aber wirklich so schlecht? Am besten überzeugt man sich selbst.

Nachdem Prinz Arren seinen Vater ermordet hat, ist der Junge auf der Flucht. Er trifft einen geheimnisvollen Mann namens Sperber und schliesst sich ihm an. Doch kurz darauf wird Sperber gefangen genommen, ein Schatten aus der Vergangenheit ist aufgetaucht...

Beginnen wir beim Optischen: Goro hin oder her, wir haben es noch immer mit einem Ghibli-Film zu tun und dementsprechend gestaltet sich dieser Film auch. Meistens wirken die Hintergründe fast schon wie von Hand gezeichnet, detailliert und schlicht und einfach schön. Nur die manchmal fast schon comicartige Plattheit in manchen Szenen past überhaupt nicht und zerstört das Gesamtbild.

Gut, dennoch kann es nicht an der Machart liegen, dass die Chroniken so abgeschoben wurden. Woran dann? Naja, viel weiter müssen wir leider nicht mehr suchen:

Die Figuren und die Erzähltechnik lassen nämlich einiges zu wünschen übrig. Ich gebe zu, die literarische Vorlage nicht zu kennen, aber als Regisseur sollte man damit rechnen, dass die meisten Zuschauer das Buch nicht gelesen haben. Also, Vergleiche anstellen kann ich keine.

Die Charaktere sind -würd ich jetzt mal sagen- gewöhnungsbedürftig. Meistens denkt man einfach nur "hä?". Denn es werden viele Fragen aufgeworfen, die zwar irgendwann ein klein wenig beantwortet werden, aber viele Dinge gehen einfach nicht auf. Zum Beispiel: Wieso bringt Arren seinen Vater um? Wieso wird er dafür nicht gesucht, immerhin war sein Vater ein guter König? Wieso bringt es keine Figur kein einziges Mal fertig, "Danke" zu sagen? Vor allem Therru ging mir dabei mehr und mehr auf die Nerven. Arren rettet ihr -mehrfach- den Arsch, aber sie zickt nur blöd rum. Naja, davon gibt es noch mehr, aber ich muss jetzt nicht alles aufzählen.

Hinzu kommt, dass der Film praktisch ohne Spannung erzählt wird. Es bleibt nichts haften, man erinnert sich an praktisch nichts. Die Geschichte fliesst so vor sich hin und das war es eigentlich. Wirklich dabei war ich an keiner einzigen Stelle. Unterdessen erinnere ich mich an fast nichts mehr und die Zusammenfassung musste ich mir mithilfe von Wikipedia aus den Fingern saugen.

Es stimmt, "Die Chroniken von Erdsee" hätte man tatsächlich besser machen können. Dabei darf man aber nicht vergessen, dass es ein Erstlingswerk ist und Goro Miyazaki tatsächlich Talent hat, das man vielleicht erst noch etwas herausarbeiten muss. Beim Mohnblumenberg hat er ebenfalls Regie geführt und das hat doch auch ganz gut geklappt. Deshalb so ein Theater zu machen, finde ich also etwas übertrieben. Es gibt nämlich viele Filme, die schlechter sind und sehr viele Buchverfilmungen, die noch weniger hermachen.

Muss wohl der Fluch sein, wenn man der Sohn von Hayao Miyazaki ist...

Bechdel-Test: naja-bestanden
Therru und ihre Ziehmutter reden ab und zu mal miteinander. Nichts Relevantes jedoch.

Lieblingsszene: Ähm... wie gesagt, ich kann mich praktisch nicht mehr an den Film erinnern. Aber ich mochte das Lama-Tier, das Arren geritten hat... Zählt das?  

7 Kommentare :

  1. Ich habe gerade mich auf imdb.com informiert, und gelesen, dass "Die Chroniken von Erdsee" aus dem Jahre 2006 Goro Miyazakis erster Film war, und 2011 kam mit "Der Mohnblumenberg" sein zweiter Film, und da hat er sich dann eigentlich schon ordentlich gesteigert, kann man sagen.

    Vielleicht ist der Sohn ja zwischen 2006 und 2011 beim Vater ordentlich in die Lehre gegangen. :-)

    Laut imdb.com ist er aber anscheinend nicht so schaffensfreudig, meiner Ansicht nach, wie der Vater, denn bis auf die beiden vorhin erwähnten Filme führte er im Jahr 2014 Regie bei einigen Episoden der Serie "Ronia the Robber's Daughter", das wars.

    Schade eigentlich, besonders, wenn ich die Filmografie auf imdb.com mit Hayao Miyazaki vergleiche.

    LG
    Stephan

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    1. Vielleicht liegt die geringe Produktivität an den vielen schlechten Reviews? Würde ich zum ersten Mal etwas machen und alle sagen, dass es nicht gut ist, würde ich es mir auch zwei Mal überlegen, damit weiterzumachen.

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    2. Hast auch wieder recht.

      LG
      Stephan

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    3. Aber da ist natürlich jeder anders. Vielleicht hatte er einfach anderes zu tun?

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    4. Das kann natürlich auch sein.

      Ich hab mich nur kurz gewundert, weil eben der Vater bereits so viel gemacht hat.

      LG
      Stephan

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    5. Dieser Unterschied fällt natürlich schon auf, das stimmt :)

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