"Himizu" bedeutet Maulwurf und so fühlt sich der 14-jährige Sumida auch. Er wird den Bootsverleih seiner Familie übernehmen und ein ganz normales Leben führen. Doch als seine Mutter den Jungen von einem Tag auf den anderen verlässt, muss Sumida die Schule schmeissen und erwachsen werden. Seine Mitschülerin Keiko will ihm zur Seite stehen und tut alles, um Sumida zu helfen. Dieser will aber nichts von Keiko wissen...
Dieser Film lässt mich ziemlich ratlos zurück. Alles, woran ich mich erinne sind die ewigen Schlägereien. In "Himizu" wird sich mehr geprügelt als in einem Actionfilm, aber leider weitaus weniger kreativ. Wegen der kleinsten Sache schlagen die Figuren zu. Vor allem Keiko und Sumida dreschen aufeinander ein, als würden sie sich demnächst umbringen wollen.
Zarte Liebesgeschichte? Wie bitte?! Ich habe schon davon gehört, dass Verliebte sich necken - aber hier prügeln sie sich blutig. Wieso Keiko trotz allem an Sumida hängt, nachdem er sie weggeschickt, ignoriert, geprügelt hat, kann ich wirklich nicht nachvollziehen.
Das Jugenddrama basiert auf einem Manga, den ich jedoch nicht kenne. Deswegen kann ich auch schlecht beurteilen, was es mit all dieser Gewalt auf sich hat. Direktor Shion Sono wollte bestimmt auf die Lebensumstände am Rande der Gesellschaft aufmerksam machen, aber das Problem hier ist, dass man nach zwei Stunden Schlägereien eigentlich gar keinen Bock mehr darauf hat, sich Gedanken über das Leben dieser Menschen zu machen.
Wahrscheinlich steckt sehr viel Arbeit und Tiefgründigkeit in diesem Film, aber wenn Sumida sich wie ein erstickender Fisch im Schlamm wälzt, dann kann ich nicht anders, als "Himizu" nicht ernst zu nehmen. Ich schaue mir selten Dramen an, genau deswegen - ich kann sie nicht wirklich ernst nehmen.
Am besten haben mir die Penner gefallen, die waren immer gut drauf (obwohl sie in Plastikzelten wohnen und alles verloren haben) und helfen Sumida, wo sie nur können. Was dieser mit Ignoranz und teilweise mit Schlägen belohnt. Argh, ich kann die Handlungen dieses Jungen einfach nicht nachvollziehen...!
"Himizu" ist übrigens der erste Film, der das Tsunami-Desaster und Fukushima beinhaltet. Das Drehbuch war bereits fertig, als das Unglück geschah, und wurde dann noch einmal umgeschrieben.
Trotzdem werde ich von "Himizu" einfach nur Schlägereien in Erinnerung behalten. Dass der Film gewaltverherrlichend ist, kann man aber trotzdem in keinster Weise behaupten. Hier wird eigentlich gar nichts verherrlicht und wenn einer mal kurz glücklich ist, dann wird das in der nächsten Szene eh gleich kaputt gemacht...
Bechdel-Test: bestanden
Richtig gelesen. "Himizu" besteht den Bechdel-Test. Keikos Mutter nimmt sich nämlich immer wieder die Zeit, ihre Tochter darauf hinzuweisen, dass Keiko an allem Unglück der Familie Schuld ist. Die Mutter hat sogar extra einen Strang gekauft, damit das Mädchen sich damit erhängen kann. Wahre Muttergefühle!
Dass die meisten Textzeilen geschrien sind, gehört in diesem Film zum normalen Umgangston und kann somit als "Gespräch" interpretiert werden.
Okay ..... ich kenne zwar das Werk nicht, aber alleine deine Rezi reicht, damit auch ich die ganze Zeit ratlos mit dem Kopf schüttle.
AntwortenLöschenDas erinnert mich an viele Außenseiter-Film-Storys, die ebenfalls versuchen, Sympathien für all die Außenseiter zu entwickeln, dadurch, dass sie allerdings außer Gewalt und Verbrechen nichts anderes kennen, schlägt das Verständnis dieser "Protagonisten" eher ins gegenteilige um.
LG
Stephan
An anderer Stelle hatten wir dieses Thema ja auch schon, ne? ;) Bei zu viel Gewaltdarstellungen stumpft man irgendwann ab. Da nutzt es meiner Meinung nach oftmals mehr, wenn man eine gezielte Szene gewaltvoll prätsentiert, diese dafür dann aber auch in den Köpfen der Zuschauer Bestand hat.
Löschen"Himizu" war zu viel des Guten und deshalb irgendwann nur noch lächerlich.
Ich denke, dieses Gesprächsthema hatten wir sogar schon des Öfteren. :-)
LöschenAber eigentlich logisch, denn Gewalt und Sex in Filmen sind immer wieder, und werden auch immer wieder, die Themen Nummer 1 sein. :-)
Man kann ja ruhig Szene für Szene Gewalt aneinanderreihen, aber nur dann, wenn es irgendwie einen logischen Sinn ergibt, also für die Story von Belang ist, sowie auch beispielsweise für das Rüberbringen einer Botschaft oder ähnliches, aber Gewalt darstellen, nur um kommerziell erfolgreich zu sein ist einfach Blödsinn.
Obwohl ich auch gleich an dieser Stelle mir selbst widersprechen möchte, denn ich handhabe es mit richtig gewalttätigen Filmen so:
Klingt bescheuert, ich weiß, aber mir persönlich hilft es, ich sehe mir diese gewaltvererrlichenden Movies sehr gerne zur inneren Beruhigung an. Wenn ich innerlich sauer bin, und bevor ich meinen Ärger auf Unschuldige los lasse, reagiere ich mich über filmische Härte ab.
Geht aber auch anders. Gestern beispielsweise, da musste ich mich unbedingt aufheitern, also habe ich gleich zu einer "Simpsons"-DVD-Box gegriffen.
LG
Stephan
Diese gewaltverherrlichenden Filme sind meiner Ansicht nach wieder ein anderes Kaliber, denn dort gibt man sich Mühe, dass die Action abwechslungsreich ist und oft spielt auch viel Humor mit. Das ist bei "Himizu" nicht gegeben, alles war viel zu eintönig und man wusste bereits, dass sie sich in der nächsten Szene wieder im Dreck wälzen werden...
LöschenHast auch wieder recht.
LöschenLG
Stephan