[Sammlung] Stummfilme

Im Zuge der Filmchallenge habe ich mich zum ersten Mal in meinem Leben an das Genre der Stummfilme gewagt. Da ich in diesem Bereich noch eher unbedarft bin, entschied ich mich dafür, die gesehenen Titel in einem einzigen Post zu versammeln - deshalb die Kategorie "Sammlung". Hier möchte ich meine grundsätzlichen Eindrücke zum Thema Stummfilm sammeln und etwas ordnen. 

Gesehen habe ich folgende Filme:
Die Reise zum Mond
Metropolis
Panzerkreuzer Potemkin
Borderline (abgebrochen)

Erste, grundsätzliche Eindrücke:

Es war eine eindrückliche Erfahrung, mich mit den allerfrühesten Filmen überhaupt auseinanderzusetzen. Es ist bewundernswert, was die ersten Filmemacher zustande gebracht haben und wie viel Einsatz sie gezeigt haben, um ihre Geschichten zu erzählen. Man merkt in jeder Einstellung, wie viel Mühe hinter den Bühnenbildern und den Effekten stehen. 

Auch die Schauspielkunst ist eine völlig andere. Heutzutage sind viele Filme, vor allem Blockbustern, sehr dialoglastig. Ständig redet irgendwer, ganze Figuren werden nur darüber definiert, was sie sagen. Das ging damals natürlich alles noch nicht. Da musste sich ein Schauspieler richtig ins Zeug legen, um Emotionen zu transportieren. Da ist Schauspielerei noch eine Ganzkörperkunst. Da werden Arme in die Luft geworfen, Münder aufgerissen und Augen verdreht. So einen Einsatz sucht man heutzutage vergeblich. Jedoch wäre diese Art der Darstellung in unserer modernen, von Computeranimationen unterstrichenen Filmewelt auch zu viel des Guten. Dennoch ist es eine gelungene Abwechslung, mal Schauspieler zu sehen, die vollen Körpereinsatz zeigen.

Dennoch tat ich mich mit den Filmen enorm schwer. Auch mit jenen, die mir sehr gut gefallen haben. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mir diese Art des Zuschauens (noch) nicht gewöhnt bin, dass ich noch zu sehr im 21. Jahrhundert verwurzelt bin. Für mich waren diese Filme körperlich anstrengend, ich musste mich sehr konzentrieren und war nach kurzer Zeit erschöpft. Ich hoffe, dass sich das mit der Zeit ergibt, da ich mir eigentlich noch weitere Stummfilme ansehen möchte...

Nun aber zu den einzelnen Titeln, die ich mir angesehen habe.

Panzerkreuzer Potemkin
Mein allererster Stummfilm, Filmchallenge sei Dank! Ohne die hätte ich mich wahrscheinlich niemals an diesen Klassiker herangetraut. Eigentlich wollte ich dem Film eine eigene Rezension widmen, aber dann bemerkte ich, wie viel es über ihn zu erzählen gibt, welche Bedeutung er in der Geschichte des Films einnimmt und welchen Einfluss der Titel noch immer hat. Da fühlt man sich als Anfänger schon etwas überfordert.

Wenn man dieses Urgestein dann vor sich sieht, dann kann man tatsächlich nicht anders als staunen. Vor allem die Treppenszene ist nicht umsonst so berühmt geworden. Ganz ohne Dialoge und Geschrei, ohne Special Effects und Computeranimationen schafft es der Film, das Grauen dieser Szenen offen darzulegen. Da läuft es einem kalt den Rücken hinunter.

Borderline
Meinen zweiten Stummfilm habe ich abgebrochen. Wie schon eingangs erwähnt, tue ich mich doch eher schwer mit diesem Genre und die schnell wechselnden Schnitte und Szenen haben mich je länger je mehr überfordert, bis ich der Geschichte überhaupt nicht mehr folgen konnte. Anstatt mich durchzuquälen und mir dann frustriert nie wieder einen Genrekollegen anzusehen, beschloss ich, "Borderline" erst einmal sein zu lassen. Vielleicht versuche ich es später noch einmal, wenn ich besser mit diesen Filmen umgehen kann.

Metropolis
Was bin ich froh, diesen Film gesehen zu haben! Ein Meilenstein der Filmgeschichte, der immer wieder erwähnt und gelobt wird. Erst kürzlich bin ich in einem Buch wieder über "Metropolis" gestolpert. Wenn man sich mit Gesellschaftskritik, Zukunftsvisionen und Sci-Fi beschäftigt, kommt man um diesen Film ja sowieso nicht herum. Atemberaubende Kulissen und ein fast schon betörender  und gleichzeitig verstörender Plot machen diesen Film zu einem Kunstwerk. Es wimmelt hier nur so von Symbolen und Dualismen. Ein Stück, das man sich mehrmals anschauen muss, um es vollends zu begreifen.

Die Reise zum Mond
Mein Lieblingsfilm aus der ganzen Liste! Weil er mich so herrlich an Terry Pratchett erinnert (bzw. erinnert Terry Pratchett eher an "Die Reise zum Mond"). Ich durfte mir die von Hand colorierte und restaurierte Version ansehen, die mit so viel Herz und Humor daherkommt - das hätte ich gar nicht erwartet! Bisher kannte ich eigentlich nur die schweren, tiefgründingen Stummfilme, aber "Die Reise zum Mond" ist da ganz anders. In meiner Ausgabe von "1000 Filme, die Sie gesehen haben müssen, bevor Sie sterben" ist dies der allererste Punkt, da dieser Film auch als der "erste Film" gilt. Und beim Schauen fallen auch dem Laien grosse Unterschiede zu späteren Produktionen auf. Ob erster Film oder nicht, auf jeden Fall gilt "Die Reise zum Mond" als erster der Gattung Sci-Fi. Immerhin wird eine Rakete gebaut und man fliegt zum Mond. Eine herrliche Inszenierung.

Auch wenn es mir manchmal schwer fällt, mich voll und ganz auf die einzelnen Filme zu konzentrieren, so möchte ich doch weitere Stummfilme sehen. So steht zum Beispiel "Der grosse Diktator" ganz weit oben auf meiner Liste und im Übrigen hat unsere Bibliothek eine tolle Auswahl an Stummfilmen. Und vielleicht werde ich meine Blockade dann irgendwann überwinden. Auf jeden Fall werde ich hart daran arbeiten!

6 Kommentare :

  1. Ui, da hast du dir als Stummfilm-Anfänger schwere Kost ausgesucht. Ich hätte jedem Anfänger ja erstmal den Tipp gegeben, es erst mit Charlie Chaplin oder Buster Keaton zu versuchen. Über Komik kommt man in das Genre leichter rein, finde ich. :)

    Metropolis ist wirklich ein feiner Film. <3

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    1. Alle ausser "Die Reise zum Mond" habe ich mir für die Filmchallenge angesehen und da haben die Chaplin- und Keaton-Titel leider nicht reingepasst - auch wenn ich tatsächlich erst zu denen gegriffen habe :D Aber die kommen auf jeden Fall noch! :)

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  2. Ich sehe schon, was für mich die Animes, sind für dich die Stummfilme anscheinend.

    Also ich für meinen Teil hatte noch nie Probleme, mir einen Stummfilm anzusehen, ohne überfordert zu sein. Dies liegt aber höchstwahrscheinlich daran, dass ich mich schon immer für Filme aller Art interessiert habe, und deine Begeisterung doch erst jetzt anfängt. Sehr gut durchdacht übrigens von dir, dass du zuerst mit den ‚normalen‘ Filmen beginnst, und dich dann spät und langsam auf die komplexen Klassiker hocharbeitest.

    Stummfilme waren in den, keine Ahnung, 20er, 30er-Jahren schon eine Klasse für sich. Schauspieler aus dieser Zeit waren die wahren Helden. Nicht Schauspieler, sondern Helden. Wieso Helden? Nun, weil alles, was du in einem Stummfilm siehst, ECHT war. Keine Computer wurden verwendet, nicht einmal per Hand gemachte Special Effects wurden eingesetzt, dies wurde damals noch gar nicht erfunden. Es gab ja auch keine Körperdoubles. Wenn in einem Stummfilm aus den 20er, 30er-Jahren jemand auf den Boden knallt, dann knallt er tatsächlich auf den Boden.

    Ein Tipp zu vorhin erwähnter akrobatischer Höchstleistung ist Schauspieler Buster Keaton.

    Ein bewundernswertes Beispiel hierzu ist übrigens auch der Film „Ausgerechnet Wolkenkratzer!“ mit Schauspieler Harold Lloyd. Da gibt es eine ganz berühmte Filmszene, wo Lloyd an einer Turmuhr hängt. Das Hängen ist real. Die Uhr auf diesem Gebäude ist zig Meter hoch, und, es gibt/gab keine Halterungen oder irgendein Netz. Ein blöder, falscher Schritt von Harold Lloyd, und er wäre in die Tiefe gestürzt und gestorben. Die Schauspieler heutzutage sind im Vergleich zu den Stummfilm-Helden die reinsten Weicheier. Höchstens Tom Cruise in seinen „Mission: Impossible“-Filmen könnte da noch mithalten.

    Witzig:
    Als der Tonfilm kam, wurden einige Stummfilm-Schauspieler arbeitslos, weil sie zwar den Körper hatten, allerdings nicht die Stimme, um ein Filmstar zu sein.

    Deine vier angeschauten Movies kenne ich nicht, bis auf „Metropolis“. Und ja, „Metropolis“ ist der Hammer-Film! Von Regisseur Fritz Lang gibt es eigentlich gar keine schlechten, nicht einmal mittelmäßigen Filme.

    Wenn du schon in den Bereich Stummfilm einsteigen möchtest, wieso versuchst du es nicht einmal mit Charlie Chaplin für den Anfang, so als Lockerungsübung. Der ist sicher zugänglicher und nicht so sperrig wie deine vier erwählten Filme.

    LG
    Stephan

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    1. Genau so scheint es mir auch :)

      Und so wie du keine Probleme mit dem Stummfilmen hattest, so hatte ich nie Probleme mit den Anime. Dieses "Herantasten" von "allgemeinen" Titeln zu den Klassikern kenne ich von den Büchern her und da es dort funktioniert hat - wieso also nicht auch bei den Filmen? :)

      Helden ist ein sehr bezeichnender Ausdruck und das sind sie wirklich. Deine Beschreibung der Uhrszene ist extrem drastisch - und diese Leute tun das einfach so, weil sie lieben, was sie tun. Das merkt man diesen Filmen auch an. Stummfilme sind so viel unverfälschter als neuzeitliche Titel.

      Von Fritz Lang möchte ich mir definitiv auch noch mehr Filme ansehen. "Metropolis" fährt ja auch richtig ein! Und Chaplin steht eh schon als nächstes bei mir auf der Liste :) Ich bin schon sehr neugierig auf ihn!

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