[Filme] Blutgletscher


Ausbrennen - Aufschneiden und Ausbrennen.

Inmitten der Alpen befindet sich die Forschungsstation Glazius, dort lebt Janek (Gerhard Liebmann) zusammen mit seinem Hund Tinni (Santos). Aktuell befinden sich drei Wissenschaftler in der Station, aber da diese immer wieder wechseln, kümmert sich Janek nicht gross um sie.

Kurz vor Besuch der Ministerin (Brigitte Kren) machen sich Janek und der Mineraloge Falk (Peter Knaack) los, um ein Problem der Messstation am Gletscher zu beheben. Als sie eintreffen, finden sie das gesamte  Gletschereis mit roter Masse überzogen.

Dass darin eine neue Gefahr entsteht, ahnen sie anfangs noch nicht...

Ein weiterer Film, der durch die Filmblogs geisterte und durchwegs positiv rezensiert wurde. Natürlich werde ich da hellhörig und nehme mir den Film aus der Rappelkiste mit. 

„Blutgletscher“ steigt gross ein: Der Klimawandel geht schneller voran als gedacht, die Wissenschaftler sind in Aufruhr. Leider haben sich meine Hoffnungen, dass der Film sich in diese Richtung entwickelt, enttäuscht. Es ist nur der Grundpfeiler der Handlung.

Aber es ist ja auch ein Horrorfilm und keine Dokumentation. Man will den Zuschauer unterhalten und das bekommt das Team um Regisseur Marvin Kren sehr gut hin. Diese Produktion aus Österreich kann in aller Hinsicht mit den ganz grossen mithalten. Die Schauspieler sind gut gewählt, die Kamera liefert erstaunliche Bilder der Berglandschaft und die Handlung schafft es, zu überzeugen.

Obwohl schlussendlich noch einige Fragen offen bleiben (Haben die Fliegen die Leute in der Hütte nicht gestochen? Wo kam dieses Mädchen plötzlich her?), macht dieser Horrorstreifen das, was diese Filme tun müssen: sie bieten kurzweilige Unterhaltung und angenehmen Grusel. Ausserdem ein paar doch äusserst humoristische Einlagen, das Steinbockmonster zum Beispiel ist ganz grosse Klasse.

Die Hauptcharaktere sind gut gezeichnet, vor allem natürlich Hauptfigur Janek, der teilweise fast schon etwas zu exzentrisch ist. Schlussendlich wird die Handlung mit Charakteren etwas zu sehr überflutet, sodass die jeweiligen Figuren nicht mehr wirklich zur Geltung kommen. Nur Brigitte Kren (ihres Zeichens Mutter des Regisseurs) als Ministerin macht noch Eindruck, wenn sie kurzerhand Entscheidungen trifft und diese dann auch rigoros umsetzt.

Natürlich leidet auch „Blutgletscher“ an den typischen Mängelkrankheiten des Genres. Wirkliche Schocker findet man hier nicht, tiefschürfend geht es auch nicht zu und her und eine Revolution ist der Film nicht. Aber das muss es in meinen Augen auch nicht - wie gesagt, es ist ein unterhaltsames Stück, bei dem mir nicht langweilig wurde und ich mich gut unterhalten fühlte. Mehr sollte man auch gar nicht verlangen.

Wenn man bedenkt, dass dieser Film sich gut gegenüber der Dominanz an deutschen und Hollywood-Produktionen beweisen kann, gibt es wirklich nichts zu meckern. Gut gemacht, Österreich!

Bechdel-Test: naja bestanden
Es werden ein paar Sätze zwischen Frauenfiguren ausgetauscht, aber nichts davon ist für die Handlung wichtig. Dafür haben wir die oben bereits erwähnte Ministerin, die Nägel mit Köpfen macht.

Lieblingsszene: Natürlich die mit dem Steinbock und auch die, als das Kellerasselding der Wissenschaftlerin an den Kopf springt. Äusserst amüsant - ich mag Horrorfilme, die auch gewollt oder ungewollt witzig sind.


Produktionsland: Österreich
Originalsprache: Deutsch
Originaltitel: Blutgletscher
Regisseur: Marvin Kren
Label: Luna
Laufzeit: 98 Minuten
FSK: ab 16
Erscheinungstermin: 19.09.2013

6 Kommentare :

  1. Ich persönlich bin erfreut, dass es endlich bei uns in Österreich eine neue, junge Generation an Genre-Filmern in Österreich gibt, die sich auch was trauen. Die Filmförderung in Österreich will immer nur Komödien oder Arthouse-Filme finanzieren, dabei sieht man bereits an mehreren Beispielen, dass das Land Österreich sehr wohl auch andere Genres beinahe besser beherrscht.

    Dies merkt man nicht nur an "Blutgletscher", sondern auch zum Beispiel an "Angriff der Lederhosenzombies", "Die Hölle - Inferno" oder "Ich seh, ich seh".

    Jetzt müssen es die Jungen Wilden Genre-Österreicher bei ihren zukünftigen Projekten nur mehr schaffen, die typischen Hollywood-Genre-Kinderkrankheiten auszukurieren. "Blutgletscher" macht leider dieselben kleinen Fehler wie ein kleiner Hollywood-B-Movie. Auch ich habe bei all diesen unterirdischen Figuren den Überblick verloren. Aber nicht nur wegen der Klischee-Charakterzeichnung, sondern auch, weil mir alles hin und wieder zu schnell geht und zusätzlich zu viel auf einmal passiert. Die Geräusche, die die Kreaturen von sich geben, sind geil, aber die Kamera hält nie ein einziges Mal richtig drauf. Hätte man auch das eine oder andere Mal, sozusagen als Pause, nur die Kreatur in der Totalen gezeigt, dann wären einige Angriffe auf mehrere Personen nicht so unübersichtlich geworden.
    "Blutgletscher" funktioniert als österreichische Version von "Das Ding aus einer anderen Welt", aber selbst in diesem Film wurde ein klein wenig mehr erklärt. Ich will damit sagen, dass man sich zu sehr darauf konzentriert hat, der Welt zu zeigen, dass Österreich solche Creature-Movies auch kann. Ein richtiges Ende gibt es auch nicht, lediglich so ein Hollywood-typisches, dass eine Fortsetzung anspielen soll, wovon ich persönlich nicht so richtig ein Freund bin. Dies soll jetzt allerdings keine negative Kritik darstellen, sondern lediglich das berühmte Meckern auf hohem Niveau. Der Film an sich ist eh toll geworden, aber ohne die kleinen Kinderkrankheiten wäre er eben noch besser geworden, und nicht so Hollywood-like-08/15. Er hebt sich leider nicht aus der Masse ab.

    LG
    Stephan

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    1. Auch mich freut es, dass in unserem Nachbarland eine so starke und motivierte Filmgeneration heranwächst. Dass da noch ein paar Kinderkrankheiten auftreten, ist klar. Nichts geht von heute auf morgen, aber die Richtung ist definitiv die richtige und ich freue mich schon, mehr von dieser Generation zu sehen!

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    2. Ich auch. :-)

      Übrigens, im Zuge des Horrorctober könntest du dir den aus Österreich stammenden Film "Ich seh, ich seh" ansehen. Der geht zwar mehr in Richtung Psycho-Horror, bedient sich aber ebenfalls bei den Mitteln eines Horrorfilms.

      LG
      Stephan

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    3. Hab gleich mal nachgeschaut - unsere Bibliothek hat den Film im Angebot. Hol ich mir also gleich morgen :)

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    4. Ausgezeichnet. :-)

      LG
      Stephan

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