[Filme] Avengers - Age of Ultron

Avengers: Age of Ultron, 2015

The gates of Hel are filled with the screams of his victims! But not the screams of the dead, of course. No, no... wounded screams... mainly whimpering, a great deal of complaining and tales of sprained deltoids and... gout.

Bei einem Einsatz in Sokovia entdecken die Avengers in einer Festung nicht nur eine Roboterfabrik, sondern treffen auch auf zwei mit Superkräften ausgestatte Jugendliche. Als ob das nicht genug wäre, findet Tony (Robert Downey Jr.) auch noch ein merkwürdiges Artefakt und analysiert es zusammen mit Bruce (Mark Ruffalo). Dabei entdecken sie eine künstliche Intelligenz, die dem Schutz der Menschheit dienen soll.

Blöd nur, dass Ultron, so der Name des Programms, die Avengers für eine Gefahr für die Menschheit hält...

Nach dem Debakel namens „Thor 2 - The Dark Kingdom“ weigerte sich der Hexenmeister resolut gegen den nächsten Teil der „Avengers“ und auch ich war lange unsicher. Tatsächlich zeigt es sich oft, dass gerade der zweite Film einer Reihe oft schwächelt.

Doch dann kam meine noch immer anhaltende Marvel-Phase (die sich noch immer anfühlt wie ein Schlag von Thor direkt in mein Gesicht) und nutzte ich meinen extra für „Iron Man“ wieder aufgeschalteten Netflix-Account und machte mich daran, „The Avengers - Age of Ultron“ zu gucken.

Hinterher hab ich es bereut. Bereut, dass ich je an den Avengers gezweifelt habe. Ein schlechter Film bedeutet nämlich noch lange nicht dass die ganze Reihe für den Müll ist. Oder ein ganzes Filmuniversum. Momentan überlege ich, welcher der Avengers-Titel mein liebster ist und ich tendiere ganz stark zu Ultron.

„Age of Ultron“ hat meiner Ansicht nach alles, was ein guter Superheldenfilm braucht: gut choreographierte Kämpfe, die nicht übertrieben lang sind, Computergrafiken, die sich ohne zu prahlen in die Umgebung einfügen, eine fesselnde Handlung und vor allem Charaktere, mit denen man mitfiebert, die einem am Herzen liegen und eine interessante Chemie untereinander entwickeln. Und natürlich Humor. Der darf bei Marvel so oder so nicht fehlen. Und bei den unterschiedlichen Charakteren, die sich hier als Team wiederfinden, kommt es zu einigen unterhaltsamen Querelen.

Die Avengers-Filme leben für mich mehr noch als die Origin-Geschichten von den Helden als Team. Man hat nicht einen überpowerten Superhelden - sondern gleich eine ganze Handvoll davon. Jedoch hat auch hier jeder wieder seine Eigenheiten, seine eigenen Hintergründe und Motive. Das macht es spannend.

Deshalb fand ich die Figurenkonstellationen in diesem Streifen grossartig. Nicht nur, dass man neue Seiten an seinen liebgewonnen Freunden wieder. Ausserdem werden neue Figuren eingeführt, was alles noch einmal durcheinander bringt.

Spoiler:

Dass die Zwillinge die Seiten wechseln finde sehr gut inszeniert. Ich mag Charaktere, die sich verändern und ihr Verhalten hinterfragen. (Wobei ich mal wieder hinterfrage, weshalb immer meine Lieblingsfiguren sterben müssen…
Spoiler Ende.


Dennoch wirkt der Film dadurch nicht überladen, es sind natürliche Entwicklungen, die hier vonstatten gehen. Die Handlungen passen zu den Figuren, ihr Verhalten wirkt nicht gezwungen, um die Geschichte irgendwohin zu manövrieren. Eins baut auf das Andere auf und so geht man in zügigen, aber immer annehmbaren Schritten auf den Höhepunkt zu.

Wenn wir schon bei unseren liebsten Superhelden sind, möchte ich für Black Widow (Scarlett Johansson) und Hawkeye (Jeremy Renner) die Lanze brechen. Ich staune immer wieder über diese zwei. Während alle anderen Avengers fast schon übernatürliche Fähigkeiten haben (Gott-sein, Gamma-Strahlen-Power, Rüstung…), haben diese zwei nur ihre menschlichen Körper und Fähigkeiten. Sie gehen da raus in diese Kämpfe mit nichts anderem als ihren verletzlichen menschlichen Körpern und können dennoch mit all den anderen mithalten. Es ist Hawkeye, der Scarlet Witch (Elizabeth Olsen) Mut macht und sie wieder motiviert, weiterzumachen. In all den Superkräften gehen Clint und Natasha oft fast unter, doch sie beweisen sich immer wieder aufs Neue.

Apropos Natasha: In letzter Zeit wird wieder vermehrt über das Thema „starke Frauen“ diskutiert (seit dem Film mit den zwei Polizistinnen, dessen Titel mir entfallen ist). Leider ist es tatsächlich so, dass die starke Frau an für sich ein reines Sexobjekt ist,  Lara Croft lässt grüssen. Und schlussendlich kommt immer ein Mann daher, der die knapp bekleidete Maid zähmt.

„Avengers - Age of Ultron“ habe ich kurz nachdem ich einen Artikel über obiges Thema gelesen hatte, gesehen. Deshalb habe ich den Film auch etwas unter diesen Kriterien geschaut. Zwar besteht der Titel den Bechdel-Test nicht (mehr dazu unten), aber in meinen Augen besteht Natasha  das Kriterium „wirklich starke Frau“ ohne Wenn und Aber.

Zwar ist sie wirklich sexy und zeigt auch schon mal etwas Dekolleté, aber dadurch verliert sie für mich nicht an Glaubwürdigkeit. Eben genau dieses bisschen Weiblichkeit in einer Welt voller Testosteron macht sie für mich zu einer greifbaren Frauenfigur. Sie muss ihre Weiblichkeit nicht aufgeben, um den Männern etwas zu beweisen, noch muss sie sich verzweifelt an eine männliche Brust werfen. Dasselbe gilt für Wanda. Beide sind in meinen Augen vorbildliche Frauenfiguren.

Wie ihr sicher schon an der Länge der Rezension und der Menge an angesprochenen Themen merkt, bin ich extrem begeistern von „Age of Ultron“. Ich finde, hier wurde alles richtig gemacht. Zumindest nach meinem Geschmack. Vielleicht bin ich durch meine Marvel-Phase voreingenommen - aber das ist mir im Moment reichlich egal. Ich geniesse die Phase, solange sie anhält, und bleibe dabei, dass dieser Film grossartig ist.
 
Bechdel-Test: nicht bestanden
Schade, und das obwohl mit Black Widow und Scarlet Witch zwei tolle Frauen im Team sind. Aber was nicht ist, kann ja noch werden!

Lieblingsszene: Das ganze Film, aber die Szene mit obigem Zitat war herrlich :D



Produktionsland: USA
Originalsprache: Englisch
Originaltitel: Avengers - Age of Ultron
Regisseur: Joss Weedon
Label: Marvel
Laufzeit: 141 Minuten
FSK: ab12
Erscheinungstermin: 23.04.2015

10 Kommentare :

  1. Ich möchte dir mit deiner Rezi in jedem Punkt Recht geben.

    Allerdings - manches Mal bin ich, glaube ich, schon zu sehr Kritiker - muss ich dennoch an diesem Film bemängeln, dass dem genialen Regisseur Joss Whedon, im Vergleich zu seinem ersten "Avengers"-Film, dieses Mal nicht so ganz das Kunststück gelungen ist, jeder Figur genügend benötigte Screen Time zu geben. Einige haben zu viel erhalten (was allerdings wieder positiv ist, da man etwas mehr über sie erfährt, ganz besonders von Hawkeye's Privatleben, in welches ja auch Natasha Romanoff involviert ist), andere wiederum zu wenig.

    Man hat bereits bei "Age of Ultron" gemerkt, dass mit jedem weiteren Marvel Cinematic Universe-Film die Special-Effects-Orgie doch zunimmt. Ganz besonders beim Finale in Sokovia wurde doch etwas übertrieben (obwohl die Zerstörung Sokovia's in späteren Filmen kurz thematisiert wird --> Stichwort: "Civil War").

    Nach diesem Film hat übrigens Regisseur Joss Whedon verkündet, dass er keinen weiteren "Avengers"-Film mehr drehen will, da er sich anderen Projekten widmen möchte (wie unter anderem neuesten Gerüchten zu Folge den DC-Film "Batgirl" *ggg*). Der wahre Grund war gerüchteweise allerdings ein anderer, nämlich, dass während der Dreharbeiten zu "Age of Ultron" Joss Whedon und Marvel sich in die Haare gekriegt haben. Wäre ja nicht das erste Mal, siehe Regisseur Edgar Wright, der ja wegen 'kreativer Differenzen' (Marvel-Einmische!!!) sogar sein Traumprojekt "Ant-Man" aufgab. Vielleicht bilde ich mir das nur ein, aber nach dieser Info hatte ich rückblickend betrachtet dann doch das Gefühl, "Age of Ultron" kam mir so vor, als renne er nicht so rund wie eben Whedon's erster "Avengers"-Film.

    Gelungen finde ich übrigens die Figur des titelgebenden Ultron. Der ist wirklich, wie James Spader (dieser Schauspieler leiht Ultron seine Stimme im Original) in einem Interview mal meinte, wie ein kleines neugieriges Kind, dass eigentlich nichts Böses will, außer alles richtig zu machen. Ein doch gern genommenes Thema, Maschinen, die ihre Aufträge zu korrekt ausführen.

    Mir ist schon klar, dass man meinen könnte, dass ich anhand meines Kommentars hier den Film hasse und verreiße. Dem ist aber wirklich nicht so. Im Gegenteil, ich finde ihn echt toll, aber dennoch muss es auch Meckern auf einem, zugegeben, sehr, sehr hohem Niveau geben. Schließlich habe ich bei anderen späteren auch immer noch tollen Marvel-Filmen kleinere Schwächen festgestellt.

    LG
    Stephan

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    1. Du darfst natürlich als Experte auch auf hohem Niveau motzen :D Ich als einfacher Zuschauer habe sozusagen das Glück, den Film einfach geniessen zu können.

      Schade, dass Marvel es sich immer wieder mit seinen Regisseuren verscherzt. Das ist wirklich schade!

      Ultron ist wirklich ein spannender Charakter, da gebe ich dir völlig Recht.

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    2. Danke dir. :-)
      Manchmal ist es dennoch ein klein wenig ärgerlich für mich persönlich, - aber nur kurz *g* - denn neuestens entdecke ich sogar bei dem besten Film kleine Kritikpunkte. Ich denke, wenn man sich richtig mit dem Thema 'Filme bewerten' auseinandersetzt, dann entwickelt man sich schon zu einem kleinen Berufskritiker, der wirklich an jedem Film, jeder Serie den noch so kleinsten Negativpunkt findet. Gut, macht ja nichts, finde ich. Hin und wieder ist es lediglich merkwürdig.

      Marvel geht ja noch irgendwie. Im Vergleich zu DC und Warner. Die haben ja einen richtigen Regisseur-Verschleiß. Und in deren DCEU fehlt jegliche Organisation, so wie eine Hauptperson à la Marvels Kevin Feige.

      LG
      Stephan

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    3. Ich kenne das von den Büchern her - selbst bei 5-Sterne-Bewertungen kommt noch irgendwo ein Kritikpunkt rein. Den perfekten Film, das perfekte Buch gibt es wahrscheinlich nicht. Auch wenn nur etwas Kleines nicht stimmen mag.

      Uh, das klingt ja echt eklig! Schade, sowas :/

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    4. Perfekt ist ein doch zu hartes Wort, finde ich. Ich hätte zumindest gemeint, es gibt doch den einen oder mehrere fehlerfreien Film, fehlerfreie Filme. Allerdings, während ich diese Worte hier tippe, fällt mir als Gegenargument dann doch ein, dass es dies dennoch niemals geben kann, weil das würde ja gleichzeitig bedeuten, dass ein jeder Mensch auf der gesamten Welt diesen Film oder diese Filme für gut befindet. Das kann aber nicht sein, denn man kann und wird es niemals JEDEM recht machen können. Und so sehr ich mir dies auch wünsche, aber ein Film vermag dies schon gar nicht.

      Weißt du, Warner und DC haben leider den Fehler bei der Planung ihres DCEU gemacht, dass sie einfach schnell ein eigenes Universum auf die Beine stellen wollten, um Marvel das Geld oder die Zuschauer oder gar beides abzuluchsen. Haben aber leider in all ihrem Konkurrenzkampfdenken vollkommen auf eine Planung oder wenigstens eine Hauptperson, die die Fäden zieht, vergessen.

      LG
      Stephan

      LG
      Stephan

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    5. Allen Recht machen kann man es nie und nimmer. Aber das muss es ja auch nicht, diese Vielfalt ist doch auch schön.

      Schade, dass man da einfach auf die schnelle Kohle aus war... Es bringt doch längerfristig viel mehr, wenn man ein gesundes Universum mit einem guten Team dahinter auf die Beine stellt. Denke ich zumindest.

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    6. Toller Gedanke. :-)

      LG
      Stephan

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