[Filme] Brokeback Mountain


DVD
Brokeback Mountain, 2005

I wish I knew how to quit you.

Wyoming, 1963: Ennis Del Mar (Heath Ledger) und Jack Twist (Jake Gyllenhaal) verpflichten sich beide, einen Sommer lang auf eine Schafsherde aufzupassen. Oben auf dem Brokeback Mountain wimmelt es nur so von wilden Tieren, deshalb muss immer jemand bei den Schafen sein.

In der Einsamkeit des Berges kommen sich die beiden Männer näher. Doch in den 60er-Jahren müssen Ennis und Jack ihre Gefühle füreinander verbergen und so versuchen beide, ein einigermassen repräsentables Leben  zu führen. Dennoch kommen sie 20 Jahre lang nicht voneinander los...

"Brokeback Mountain" habe ich damals noch im Kino gesehen, gemeinsam mit meiner Tante. Ich weiss nicht wirklich weshalb, aber wirklich gefallen hat mir der Film damals nicht. Vielleicht, weil er meinen hormongesteuerten Teenager-Erwartungen nicht gerecht wurde. Dass meine Meinung von damals nicht wirklich zählt, wusste ich schon da. Deshalb habe ich mir schon vor Ewigkeiten vorgenommen, mir "Brokeback Mountain" noch einmal anzusehen.

Was einem als erwachsenem Zuschauer gleich auffällt, sind die ausserordentlich schönen Landschaftsaufnahmen, die schon von Anfang an sehr viel Stimmung und Atmosphäre einbringen. Überhaupt lebt "Brokeback Mountain" sehr stark von liebevoll eingefädelten Details, seien es nun Frisuren, Hinweise auf die damalige Popkultur oder ein einfaches Stolpern. Hier wird eine ganz starke Bildsprache gesprochen. Aber auch die gesprochene Sprache ist sehr authentisch und vom Dialekt gefärbt. Zu Beginn des Filmes hatte ich einige Probleme damit, die Figuren zu verstehen. Aber mit der Zeit gewöhnt man sich daran.

Auch die Geschichte um Ennis und Jack ist sehr ruhig erzählt und passt somit hervorragend in die Szene. Dadurch, dass alles ganz langsam beginnt, entsteht hier jedoch keine Langweile, sondern eine ganz besondere Art von Spannung. Man fühlt sie direkt und wird in jeder Filmsekunde intensiver.

Doch darf man bei der ganzen Schönheit nicht vergessen, in welcher Zeit die Geschichte spielt und wie man in den 60ern zur Homosexualität stand. Im Verlaufe des Films zeigt sich die damalige Gesellschaft von ihrer weniger schönen Seite. Ennis und Jack versuchen, ein normales Leben zu führen, heiraten, bekommen Kinder... Doch auch schon damals konnte man nicht vor sich selbst davon laufen. Oder voreinander.

Regisseur Ang Lee erzählt sehr feinfühlig und mit einem guten Gespür für Gefühle, was in den beiden Protagonisten vor sich geht. Obwohl es ein wirklich gefühlvoller und oft auch dramatischer Film ist, geht "Brokeback Mountain" jeglicher Kitsch ab und wirft im Angesicht des letzthin geschehenen Angriffs auf einen Schwulenclub Fragen auf, wie auchi m 21. Jahrhundert noch mit der Thematik der Homosexualität umgegangen wird.

Um auf meine Einleitung zurückzukommen: Ich denke, ich war als junge Teenagerin filmisch noch zu unerfahren, um die ganze Tragweite dieser Verfilmung der Kurzgeschichte Annie Proulx' zu begreifen. Dieser Film ist ganz grosse Kunst und ist mit Ledger (RIP) und Gyllenhaal optimal besetzt. Gustavo Santaolalla fügt das I-Tüpfelchen in Form einer genialen musikalischen Untermalung hinzu.

Wirklich - "Brokeback Mountain" ist grosses, emotional aufwühlendes Kino, in dem alles richtig gemacht wurde!

Bechdel-Test: nicht bestanden
Das Hauptaugenmerk liegt natürlich auf Ennis und Jack, aber auch auf ihren Familien und Frauen. Diese haben aber nichts miteinander zu tun und müssen jeweils mit ihren ganz eigenen Problemen fertig werden. Cassie unterhält sich zwar kurz  mit Ennis' Tochter, doch da geht es -man denkt es sich- eben um Ennis selbst.

Lieblingsszene: Die unbeschwerten Tage auf dem Brokeback. Ach, mir tut das Herz schon weh, wenn ich nur daran denke.

13 Kommentare :

  1. Ich habe den Jahre später nach Kinostart im Fernsehen zum ersten Mal gesehen, zum Glück ging ich da schon mehr in Richtung Filmgenießer.

    Also ich fand damals, und so ist es auch heute noch:
    Dies ist einer der besten Liebesdramen aller Zeiten.

    LG
    Stephan

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    1. Diesen Film kann man wirklich mehr geniessen und besser verstehen, wenn man sich tiefer mit der Kunst des Filmemachens beschäftigt.

      Und ja, da stimme ich dir voll und ganz zu! Ich mag ja normalerweise keine Liebesgeschichten, aber dieser Film ist absolut wundervoll!

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    2. Mit dem Drama, welches beim Thema Homosexualität leider im Jahr 2016 noch immer vorhanden ist, kann man filmisch, figurentechnisch, dramaturgisch und so weiter (leider) viel machen, traurige und dramatische Stoffe sind ja (leider) genug vorhanden.

      Vor zirka drei Jahren kam noch so ein toller Liebesfilm ins Kino, der sehr kontrovers aufgenommen wurde, weil die filmische Machart ziemlich wild und teilweise explizit in den Sexszenen war, hier ging es um eine lesbische Liebesbeziehung, der Titel lautet "Blau ist eine warme Farbe", den wollte ich mir damals unbedingt ansehen. Bin gespannt, wann ich dazu kommen werde. :-)

      LG
      Stephan

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    3. Stimmt, leider gibt es viel Trauriges zu berichten. Aber ich habe auch schon einige erheiternde Homosexuellen-Filme gesehen. Das Thema muss nicht unbedingt aufs Drama beschränkt werden.

      Dieser Film klingt auch sehr interessant - ist ebenfalls notiert. So viel zum Thema Wunschliste ;)

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    4. Mir würden jetzt spontan leider keine Titel einfallen, aber auch ich habe sicher schon einige erheiternde Homosexuellen-Filme gesehen.

      Nicht nur bei dir, das Thema Wunschliste. ;-)

      LG
      Stephan

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    5. Du hast eh schon allerhand gesehen, da denke ich, sind bestimmt auch ein paar heitere Homosexuellen-Filme darunter zu finden ;)

      Ich habe irgendwie das Gefühl, meine Wunschliste nicht während meiner Lebenszeit abarbeiten zu können ;)

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    6. Da waren sicherlich einige drunter. Einer fiel mir dann noch ein, aber die beiden haben sich gegen Ende getrennt: "Happy Together" von Regisseur Wong Kar-wai.

      Nicht nur du hast dieses Gefühl. ;-) :-)

      LG
      Stephan

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    7. Von dem hab ich auch schon gehört. Ist auch notiert :D
      Na, dann ich damit wenigstens nicht alleine ;)

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  2. Ich kann mir auch vorstellen, dass er vielleicht für dich als Teenie zu "unaufgeregt" war. Ich mag ja eher stille, ruhig erzählte Filme und fand ihn großartig, auch weil er nicht so kitschig ist.

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    1. Das kann gut sein. Als Teenager ist man selbst ja auch eher unruhig. BBM ist wirklich ein sehr ruhiger Film und es passt einfach perfekt. Das kann ich erst jetzt richtig respektieren. Und du hast vollkommen Recht: ich mag seine "Unkitschigkeit" ebenfalls :)

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