[Filme] Snowpiercer

Snowpiercer, 2013

We go forward!


Im Jahre 2014 entschloss man sich dazu, die Chemikalie CW-7 in die Atmosphäre zu versprühen. Ziel war es, die globale Klimaerwärmung zu stoppen. Doch das Resultat war katastrophal: Sofort überzog eine Schicht aus Eis und Schnee und machte allem Leben auf dem Planeten ein Ende.

17 Jahre später haben sich die letzten Überlebenden in einem Zug versammelt, der unaufhaltsam um die Erde reist. Nur hier kann die Menschheit noch leben. Doch am Ende des Zuges ist das Leben kaum etwas wert. Hier leben die ärmsten der Armen und Kranken. Dem soll jetzt jedoch ein Ende bereitet werden und unter Anleitung von Curtis (Chirs Evans) planen die Menschen den Aufstand.

Doch um ihre Ziele zu erreichen, müssen sie es bis in die Zugspitze schaffen... 
"Snowpiercer" der erste englischsprachige Film des Regisseurs Bong Joon-ho, der sich auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnet. In meinen Augen hat Bong hier so ziemlich alles richtig gemacht, was man richtig machen kann und legt ein grandioses Werk vor, das Lust auf mehr macht.

Gleich zu Beginn werden wir mit dem harten Leben am Ende des Zuges bekannt gemacht. Dafür nimmt Bong sich genug Zeit und so stechen auch die Kontraste zur Zugspitze extrem stark hervor (mehr als z.B. bei "Hunger Games"). Der ganze Film baut auf diesem Gesellschaftssystem auf und je weiter wir uns nach vorne wagen, desto perverser erscheint das Ganze.

Ein grosses Lob an Bong dafür, dass er diesen Fokus an keiner Stelle verliert. "Snowpiercer" ist keiner der Filme, die die Handlung für Action aufgeben. Immer bleibt uns allen bewusst, in welcher Welt wir uns da befinden. Auch der religiöse Kult, der um Zugbauer Wilford und die Maschine aufgebaut ist, kommt immer mehr zum Zug und lässt uns teilweise geschockt zurück.

So sind es auch die Action-Szenen, die dem Film sein Gesicht geben. Man hat als Zuschauer nicht das Gefühl, dass hier einfach ein paar Kämpfe eingefügt wurden, bloss weil das Publikum das will. Im Gegensatz zu vielen Action-Filmen wirkt "Snowpiercer" nicht überlastet, sondern findet eine gute Balance. Interessant ist die Komposition der Kämpfe: anstatt simples Rumgeballere und Explosionen sind die Kampfszenen ruhig dargestellt, leise und eindringlich. Auf diese Art und Weise gewinnt der Film eine Tiefe, die ähnliche Streifen missen lassen.

Die Geschichte des Zuges wird ebenfalls gut erklärt. Nebenbei erfahren wir alles Wichtige, ohne dass man es in ellenlangen Diskussionen hätte einbringen müssen. Ein kluger Schachzug, der dem Film zugute kommt.
Ebenfalls sehr schön dargestellt ist die Zweisprachigkeit. Namgoong (gespielt von Kang-ho Song) als Koreaner kann nicht (wie so oft) irgendwie einfach mal Englisch oder lernt die Sprache innerhalb von drei Minuten fliessend. Um zu kommunizieren wird ein Übersetzer verwendet und Namgoogn und Yona (Ah-sung Ko) unterhalten sich immer wieder auf Koreanisch. Ich finde das sehr erfrischend, ausserdem gibt es dem Film mehr Glaubhaftigkeit.

Die Geschichte entwickelt sich und nimmt immer mehr an Fahrt auf, bleibt dabei jedoch ohne jeden Pathos, was hier im positiven Sinne gemeint ist. Die Bilder stellen immer wieder einen starken hell-dunkel-Kontrast her, was Atmosphäre schafft, und auch Farben werden an den richtigen Orten eingesetzt.

Wie man sieht habe ich kaum etwas an "Snowpiercer" auszusetzen. Ich bin wirklich überrascht von diesem Film und er hat mich restlos überzeugt. Deswegen habe ich mir auch bereits ein paar andere Filme von Bong Joon-ho notiert, da ich neugierig bin, was er sonst noch zu bieten hat.

Bechdel-Test: naja bestanden
Es gibt einen gewissen Austausch, aber kein richtiges Gespräch. Dennoch überzeugt der Film mit seinen Frauenfiguren (ja, es gibt mehr als eine Frau, die hier wichtig ist!), die allesamt stark und selbstständig sind. Vor allem Yona war mir sehr sympathisch.

Lieblingsszene: Die im Abteil "Schule" mit den Kindern und den Ostereiern. Und die mit der Fackel, denn diese Szene zeigt sehr schön, dass es hier um Zusammenarbeit geht und nicht nur um einen grossen Helden.

 

3 Kommentare :

  1. Hab ich leider noch immer nicht gesehen.

    Ich habe bereits mehrere positive Kritiken gelesen, dass es sich bei "Snowpiercer" um einen intelligenten, gesellschaftskritischen Ausnahme-Actionfilm handelt, was auch mir zusagt, dass es unter all dieser Blockbuster-Flut immer noch einige wenige Mutige gibt.

    LG
    Stephan

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    1. Sehr schön gesagt und genau so ist es. Dieser Film ist eine Ausnahme und deshalb so grandios!

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