[Filme] Seed

Seed, 2007

Zurück aus dem Jenseits

Max Seed, ein Serienmörder, der angeblich über 600 Menschen getötet haben soll, wird hingerichtet. Doch schon lange ist bekannt, dass der elektrische Stuhl der Gefängnisanstalt nichts mehr taugt. Zwei Stromladungen überlebt Seed deswegen - das Gesetz will, dass der Täter nach dem dritten Stromstoss, den er überlebt, freigelassen wird. Doch ein Monster wie Seed auf die Welt loslassen? Niemals! Deshalb entscheiden sich die Verantwortlichen dazu, Seed für tot erklären zu lassen und ihn lebendig zu begraben.

Bald schon müssen der Gefängnisdirektor und seine Untergebenen jedoch feststellen, dass sie damit einen riesigen Fehler begangen haben...
Ein Film von Uwe Boll - dazu kann man stehen wie man will. Ich jedenfalls war gespannt auf die ungeschnittene und unzensierte Version von "Seed".

Und dass hier nichts weggeschnitten wurde, beweist uns bereits die Anfangsszene, die es wohl sonst nicht auf DVD/Blu-Ray geschafft hätte (was uns wieder einmal beweist, dass die Realität grausamer und brutaler ist als ein Horrorfilm). Ich als feinfühlige Tierfreundin habe weggesehen und mir die Ohren zugehalten.

Danach geht es aber mit sehr viel Spannung weiter. Die Festnahme Seeds ist sehr gut inszeniert. Dank der Kameraführung ist der Zuschauer mittendrin dabei und kann so wunderbar mitfiebern. Die Szene ist langsam erzählt und aufgebaut, dennoch beginnt das Herz unweigerlich zu schlagen und man ist voll dabei.

Leider kann der restliche Film diese Faszination nicht aufrecht erhalten. Danach ist man einfacher Zuschauer und lässt das Ganze gemütlich über sich ergehen. Es gibt ein paar blutige Momente, aber das echte Horrorfilm-Gefühl kommt leider nicht mehr auf.

Die Musik gibt sich zwar alle Mühe, dies zu ändern, aber wenn die Geschichte und Inszenierung nicht passt, kann man da auch nicht mehr viel machen. Ehrlich, der als Extra auf der Blu-Ray mitgelieferte Kurzfilm ist spannender als der Rest von "Seed".

Dabei liefert der Film Gesprächsstoff, ob man nun für oder gegen die Todesstrafe ist. Man kann darüber diskutieren, aber man muss nicht. Immerhin ist es ein Horrorfilm, dieses Genre ist in erster Linie dazu gedacht, zu unterhalten. Dennoch haben auch wir uns hinterher kurz darüber unterhalten, was ich nicht schlecht finde.

Schön war in "Seed" die Farbgebung und die passende Gestaltung. Die Geschichte spielt Ende der 70er und das wird durch die Farbgestaltung und die Sets sehr stimmungsvoll dargestellt. Man hat ein wenig das Gefühl, in einem Foto aus jener Zeit gelandet zu sein. Auch interessant fand ich, dass "Seed" sehr lange ohne Dialog auskommt und vieles durch Bilder kommuniziert (so zum Beispiel wird Seeds Gesicht an keiner Stelle gezeigt, die Reaktion der Leute zeigt dem Zuschauer jedoch, dass er fürchterlich entstellt ist).

Eher lustig als gruselig waren die Computeranimationen, die eingefügt wurden. Wirkt das Gefängnis in seiner Isolation noch recht hübsch, so musste ich in der Szene mit der älteren Dame trotz des vielen Blutes lachen. Keine Ahnung, ob das gewollt ist, oder nicht.

Von "Seed" wird mir nicht viel im Kopf bleiben, am ehesten werde ich mich noch an den Kurzfilm erinnern. Der ist sehr gut und eindrücklich gemacht.

Bechdel-Test: nicht bestanden
Und die Moral von der Geschicht'? Frauen sind dazu da, um abgemurkst zu werden :D

Lieblingsszene: Da muss ich wirklich überlegen. In diesem Film fällt es mir schwer, eine Lieblingsszene zu wählen. Am ehesten noch die Familienidylle mit dem langweiligen Vampirfilm und dem riesigen Topf Popcorn.


Dieser Film gewann bei
Freut euch auf die nächste Abstimmung!
 

5 Kommentare :

  1. Deine Rezi beweist wieder einmal, dass Regisseur Uwe Boll ein gar nicht mal so schlechter Filmemacher ist, es in seinen Filmen doch Momente gibt, die stilistisch, inszenatorisch doch auch mit den Großen irgendwie mithalten können.

    Deine Rezi schildert auch sehr gut, dass, so auch meine Meinung, Uwe Boll niemals aus dem Durchschnitt herausragen wird, weil man ihm einerseits sein minimales Budget ansieht, und aufgrund dessen zu hastig inszeniert wurde, sodass Geschichte beziehungsweise der ganze Film schnell ins Stolpern geraten.

    Ich mag Uwe Boll-Filme, weil es der Mann immer wieder versucht, er somit ein Zeichen setzt, dass er sich von niemandem einschüchtern lässt (und ein jeder weiß sicher, wie viele Gegner er hat), und dafür muss man Uwe Boll schon Respekt entgegen bringen. Aber nicht nur hierfür muss man ihm Respekt zollen, sondern auch für sein wirtschaftliches Können, denn zum einen schafft er es, mit minimalem Budget einen kleinen Film doch irgendwie größer aussehen zu lassen als er eigentlich ist, und zum anderen kriegt er für jeden seiner Filme auch immer die bekannten Namen.

    Ein großes Kompliment allerdings für seinen Thematik-Mut:
    Nicht nur hier bei "Seed", wo es über die Todesstrafe geht, sondern auch seine anderen Filme gehen Themen an, die sich die A-Regisseure niemals zutrauen würden. "Postal", eine politisch unkorrekte Satire. "Rampage" über Amokläufe. Allerbestes Beispiel ist allerdings "Darfur", der Name ist Programm. Mal ehrlich, welcher A-Regisseur würde sich über ein Thema wie Darfur drüber trauen?

    Bei deiner "Seed"-Story-Einleitung musste ich allerdings schmunzeln und mit dem Kopf schütteln: Wenn der zum Tode verurteilte den dritten Stromstoß überlebt, darf er wieder frei kommen, einfach so. Ich hoffe, solche Irrtümer gibt es nicht in Wirklichkeit.

    LG
    Stephan

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    1. Sehr schön geschrieben! Vielen Dank für den schönen Kommentar - vielleicht solltest du den Uwe Boll mal zukommen lassen? So als Mutmacher?

      Ich fand den Film auch nicht so desaströs, wie alle immer meinen. Er hat seine Schwächen, ja, aber eben auch seine Stärken. Ehrlich, da habe ich schon schlechtere Filme gesehen. Du hast das toll analysiert: selbst aus seinem kleinen Budget kann Boll einiges rausholen.

      Ausserdem hat er für die Tochter-Rolle das Mädel aus "Silent Hill" gekriegt! Hab ich in der Rezi vergessen zu erwähnen :D

      Stimmt, die Themenauswahl ist wirklich spektakulär. Und das kann Boll sich wohl auch nur aufgrund seines Rufes leisten. Wäre er, wie du sagst, ein A-Regisseur, dann ginge das gar nicht mehr. Da würde wohl auch das A-Studio reinquasseln und ihm einen Strich durch die Rechnung machen.

      "Postal" haben wir uns auch angesehen, aber ich erinnere mich kein bisschen mehr dran :/

      Da darf sich selbst ein Uwe Boll etwas schriftstellerische oder regisseurische Freiheiten lassen, was? Obwohl... den USA würde ich so ein Gesetz durchaus zutrauen...

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    2. Danke. Gern geschehen. :-)

      LG
      Stephan

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  2. http://www.schnittberichte.com/schnittbericht.php?ID=3240796

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    1. Vielen Dank für den Schnittbericht :)
      Bin überrascht, dass der Film unzensiert in den Kinos lief. Muss dem Autoren aber zustimmen, wenn es darum geht, dass dies der brutalste Teil des Filmes ist.

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