[Filme] Kagemusha

Ein zum Tode verurteilter Landstreicher wird vom Clan Takeda aufgenommen und als Doppelgänger des Fürsten Takeda angestellt. Der namenlose Dieb ist erst nicht begeistert davon, doch mehr und mehr wächst er in seine Rolle als "kagemusha" (dt. Schatten) hinein. Doch dann stirbt der Fürst und sein kagemusha muss für drei Jahre seine Rolle übernehmen. Kann das gut gehen?

Erst war ich skeptisch, ob "Kagemusha" wirklich ein Film für mich sein wird. Ein asiatischer Historienfilm aus dwem Jahr 1980, der über zwei einhalb Stunden dauert. Die erste Einstellung hatte dann auch noch etwas von einer Theaterinszenierung und ich befürchtete wirklich, mich zu langweilen.

Doch dem war nicht so. Die Zeit verging viel zu rasch und die erste Szene ist im Nachhinein sehr gut gelungen, die Figuren und die Haupthandlung werden so sehr geschickt eingeführt.

Obwohl der Doppelgänger des Fürsten die Hauptfigur ist, spielt sich der Film vor allem im Kreise seiner Berater und Familie ab. Entwicklung, Verhalten und Schicksal erfährt der Zuschauer vor allem durch die Gespräche anderer.

Trotz dieser Textlastigkeit (Untertitel sind hier auch während der deutschen Synchronfassung hilfreich, um alles mitzubekommen) vermag "Kagemusha" zu fesseln. Das liegt vor allem an den Figuren, den historischen Zusammenhängen und den sehr schönen Kulissen. Die Kulissen sind, wie in den meisten historischen Asiafilmen, sehr detailreich und liebevoll ausgefeilt. Man erhält wirklich ein gutes Gefühl für das Japan im 16. Jahrhundert.

Ausserdem hat Regisseur Akira Kurosawa sehr viel Details und verborgene Botschaften in seinen Film einfliessen lassen. Als Nicht-Japaner erkennt man diese kaum, doch hier bietet das Bonusmaterial der Blu-Ray sehr viele interessante Informationen. Vor allem das Thema Fortschritt wird behandelt und in der Schlussszene wird dies noch einmal drastisch dargestellt.

Wer sich das Cover des Films ansieht, dem fällt auf, dass kein anderer als George Lucas hier seine Finger im Spiel hatte. Er war es, der 20th Century Fox dazu überredet hat, Kurosawa und sein Team zu unterstützen, als ihnen die finanziellen Mittel ausgingen. Dafür erhielt 20th Century Fox die Vertriebsrechte für die internationale Vermarktung von "Kagemusha".

Seien wir Lucas dankbar, dass er diesen faszinierenden Film gerettet hat!

Bechdel-Test: nicht bestanden
Wie Takemarus Kindermädchen schon erwähnte: "Frauen haben hier nicht viel zu sagen." Frauen sind auch hier nur Nebenrollen, in einer Szene sind die Geisha des Fürsten wichtig, aber das war es auch schon. Krieg und Politik waren damals Männersache.

Lieblingsszene: Als Takemaru, der Enkel des Fürsten, erkennt, dass er es mit einem Fremden zu tun hat. Doch der Kagemusha reagiert richtig und gewinnt das Herzen des kleinen Erbfolgers. Eine wirklich niedliche Szene :)

 

5 Kommentare :

  1. Ein Akira Kurosawa-Film, den ich bis jetzt noch gar nicht kannte. Die Schwarz-Weiß-Filme sind mir nämlich allesamt ein Begriff, habe selber einige von denen daheim. Werde ich mir definitiv mal ansehen.

    Dadurch, dass ich diesen Film hier noch gar nicht kenne, ist mir logischerweise ein Mitwirken George Lucas im Hintergrund gar nicht bekannt gewesen, finde ich aber extrem cool und mutig von ihm, die Aktion. Da sieht man mal wieder, was für ein feines geniales Gespür George Lucas für qualitativ hochwertige Produktionen hat. :-)

    LG
    Stephan

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    1. Das find ich jetzt toll :) Ich kenn die anderen Kurosawa-Filme (noch) nicht, aber "Kagemusha" konnte mich voll und ganz überzeugen.

      Ich find's auch cool, dass Lucas hier interveniert hat und es sogar geschafft hat. Grosse Klasse!

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    2. Akira Kurosawa, ein Name, den du dir merken solltest. Ohne ihn würde es einige große Hollywood-Klassiker nicht geben.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Akira_Kurosawa

      LG
      Stephan

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    3. Ein sehr interessanter Regisseur. Werde ich mir definitiv merken :)

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    4. Musst du unbedingt. :-)

      LG
      Stephan

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