[Serien] Lost Staffel 1-6

Achtung: Enthält Spoiler -glaube ich-. Da aber alle Welt die Serie eh bereits gesehen hat, ist das wohl irrelevant.

Bereits anderweitig habe ich geschrieben, dass der Schluss einer Serie dem Abschied von guten Freunden gleichkommt. Genauso verhält es sich bei mir mit "Lost". Ich kann noch immer nicht glauben, dass wir nun tatsächlich die letzte Folge gesehen haben und jetzt Schluss sein soll. Ja, ich vermisse diese Serie jetzt schon. Nach ein einhalb Jahren ist es jetzt also vollendet...

Ich weiss noch, wie ich das erste Mal mit "Lost" Berührung kam. Überall hingen Plakate und es wurde ständig Werbung gemacht. Damals war ich noch zu sehr damit beschäftigt, Bilder aus dem Internet zu klauen, als dass ich sonst irgendwie mitbekommen hätte, womit sich die Welt beschäftigt. Aber dass die Serie beliebt und berühmt ist, habe ich auch mitbekommen. Als es dann irgendwann hiess "Heute Abend beginn der dritten Staffel!", dachte ich, ich versuch es mal. Zu Staffelbeginn kann man bestimmt gut einsteigen.

Tja, leider läuft das in dieser Serie etwas anders. Die meisten Sendungen, die ich  mir damals angesehen habe, bestanden aus einzelnen, meist zusammenhanglosen Folgen. Aber "Lost" funktioniert da anders. Verpasst man eine Folge, ist man raus. Oder zumindest fühlt es sich an, als ob man auf einer wackeligen Brücke stehen würde. Irgendwie geht es schon, man kann sich einiges zusammenreimen, aber wirklich hilfreich ist es nicht. 

Also sass ich da und fragte mich, wieso die auf dieser Insel geräumige Häuser, Autos und einen Lesekreis haben. Und wieso stürzt da ein Flugzeug ab? Hätte das nicht schon in der ersten Staffel geschehen sollen? Ich verstand gar nichts und schaltete um. "Lost" funktioniert nach dem Prinzip ganz oder gar nicht.

Einige Jahre später fragt mich dann der Hexenmeister, ob wir uns nicht "Lost" ansehen wollen. Jeder verdient noch eine zweite Chance - also los. Und so landete ich auf der Insel und habe momentan überhaupt keine Lust, wieder von dort wegzugehen. Oder wie Jack so schön sagt: "Wir müssen zurückkehren, Kate!"


Sechs Staffeln haben wir uns angesehen, jede einzelne Folge. So ergibt das Ganze auch mehr Sinn. Lange hatten wir die Befürchtung, dass schlussendlich keine einzige der unzähligen Fragen gelöst werden würde, vor allem, da sich viele Stimmen negativ zum Ende äusserten. Aber ehrlich? Ich liebe das Ende. Nicht nur, weil wirklich alle Fragen tatsächlich geklärt werden, sondern auch, weil sie schlussendlich alle zusammen sein können.

Wie litt ich jedes Mal, wenn jemand starb. Sogar Shannons Tod fand ich traurig, obwohl ich sie anfangs gar nicht ausstehen konnte. Dass Charlie sterben musste fand ich richtig entsetzlich. Nun ja, wir müssen hier nicht auf jedes einzelne Todesopfer eingehen, von denen gibt es immerhin mehr als genug...

Immerhin haben zwei meiner drei liebsten Figuren bis zum Schluss überlebt. Charlie, James und Hugo waren von Anfang an meine liebsten und auch wenn ich früher oder später für praktisch jede Figur eine gewisse Zuneigung empfand, so gingen mir diese drei doch immer besonders nahe.

Überhaupt war dies eines der Highlights dieser Serie: Die Figuren. Mit ihren Geschichten, ihrer Vergangenheit, ihrem Kampf mit sich selbst, ihrer Zukunft... Mehr als in jeder anderen US TV-Serie sind mir die Figuren ans Herz gewachsen und zu Begleitern und Freunden geworden. Deshalb fehlen sie mir momentan auch so. Aber die Charakterentwicklung ist definitiv einer der Stärken dieser Sendung. Mehr und mehr erfährt man über die Charaktere, woher sie kommen, wohin sie gehen, und gleichzeitig erlebt man mit, wie sie lernen, über ihren eigenen Schatten zu springen, sich selbst herausfordern und zu Helden werden.

Hier füge ich an, dass in "Lost" wohl eine der faszinierendsten und komplexesten Figuren auftritt, die mir bisher untergekommen ist: Benjamin Linus.
Keine fiktive Figur hat sich je so konsequent jeglichem Schubladendenken entzogen wie Ben. Erst Feind, dann Verbündeter, dann Gefangener. Erst fürchtet man ihn, dann hasst man ihn, dann wiederum hat man Mitleid mit ihm. Und nie weiss man, wer dieser Typ jetzt wirklich ist und was er vorhat. Man weiss auch nie, ob man das, was er sagt, für bare Münze nehmen darf. Dieses Spiel mit den Erwartungen der Zuschauer wird bis zum Schluss durchgezogen. Alle anderen lassen sich mehr oder weniger in eine Schublade stecken: Jack, der typische amerikanische Anführer, der Bad Boy (James), das süsse Mädchen von nebenan (Claire) usw. usw. Natürlich werden vor allem in der letzten Staffel die Schubladen gründlich durchgereinigt und man muss feststellen, dass das nette Mädchen nicht mehr so nett ist und der starke Anführer schlussendlich nur Mittel zum Zweck war. Aber Ben lässt sich nicht kategorisieren. Hier versagt unser natürliches Schwarz-Weiss-Denken brutal. Eine solche Figur zu schaffen und diese auch glaubhaft darzustellen (durch Michael Emerson) ist eine ganz grosse Leistung.

Wie stark die Figuren unterdessen Teil meines Alltags geworden sind, zeigt folgendes Erlebnis einige Tage zuvor: Ich habe mir eine Folge der dritten Staffel von "Psych" angesehen, in der es darum geht, dass jemand versucht einen berühmten Daredevil (waghalsige Stunts und sowas) auszuschalten. Als der Daredevil seinen ersten Auftritt hat, denke ich nur: "Der sieht aus wie Lapidus". Da ich unterdessen (wahrscheinlich unter dem Einfluss eines gewissen Filmbloggers ;) mehr Interesse an Schauspielern zeige, wird gleich mal recherchiert. Beide Figuren werden von Jeff Fahey gespielt. Und von da an war der Daredevil für mich nur noch "Lapidus". Den mochte ich übrigens auch sehr gerne und die Rollen ähnlen sich sogar etwas.

Zu Beginn von "Lost" werden viele Fragen aufgeworfen und damit wird über mehrere Staffeln fröhlich weitergemacht. Es ist in Ordnung, wenn man nicht alles versteht. Man kann gar nicht alles verstehen, wenn man die Sendung noch nicht komplett gesehen hat. Aber wie schon gesagt, ich finde, dass schlussendlich alles gut aufgelöst wird. Und der Eisbär war tatsächlich nicht das Seltsamste auf dieser Insel...

http://hollywoodfanattic.tumblr.com

Das Rätselraten gehört hier dazu. Wie oft haben wir nach dem Schauen über das Geschehene diskutiert und Thesen entwickelt. Man kann gar nicht anders. Als Zuschauer ist man zumindest anfangs genauso überrascht wie die Oceanic 6. Hier geschehen seltsame Dinge und man hat keine Ahnung, weshalb. Oder wie man damit umgehen soll. Dieses Spiel gefällt mir sehr gut. Ich denke, je mehr man sich auch nach dem Zuschauen weiterhin mit dem Inhalt beschäftigt, desto mehr bleibt einem im Kopf, desto eher bleibt auch der Inhalt präsent. Es ist wichtig, dass es auch Ausgleiche zum Popcorn-Kino gibt. "Lost" gehört meiner Ansicht nach in diese Kategorie. Man wirft sich nicht einfach aufs Sofa, schaut drei Folgen und vergisst dann alles wieder. Diese Serie lässt einen nicht so einfach wieder los, und das gehört wohl dazu, dass sie so erfolgreich wurde.

Staffeltechnisch fand ich eigentlich nur vier und fünf eher schwach. Während ich ansonsten immer für "Lost" zu haben war, nahm mein Interesse während dieser zwei Staffeln stark ab. Irgendwie ging es einfach nur noch darum, wer nun wen in die Luft jagt. Auf Dauer ödete mich dies an. Die ersten drei Staffeln waren wirklich stark und vor allem die sechste war sehr emotional und aufwühlend.

Diese Sendunng hat ihren Platz im "Serienolymp" durch und durch verdient. Inhaltlich, qualitativ und figurentechnisch ist "Lost" durch und durch top und ich frage mich, wann sich wieder eine Serie finden wird, die mich so tief berühren wird wie diese.

Und weil es einfach sein muss (Fangirl-Mode ist aktiviert), noch eine Hommage an meine Lieblingspärchen:



Deswegen hat Kate bei mir auch sehr, sehr viele Pluspunkte verloren. Irgendwie ging mir dieses ewige Hin und Her mit der Zeit extrem auf die Nerven. Irgendwann ist gut und Suliet (Sawyer/Juliet) ist gut.

Und natürlich:


Man denke nur an die wundervolle Erdnussbutter-Szene und natürlich an Rübenkopf :D Die zwei gehören einfach zusammen. Im Fandom wird ihre Beziehung als PB&J abgekürzt: Pregnant Babe & Junkie - überaus nett, nicht wahr? :)

Das Gute daran, die Serie beendet zu haben, ist die Möglichkeit, sich endlich alle Youtube-Videos reinzuziehen. Wie dieses hier zum Beispiel:

How Lost should have ended
Wie Lost hätte enden sollen

 

Ausserdem bin ich gemein und sorge hiermit für einen Ohrwurm:

 

Ich zumindest krieg es nicht mehr aus dem Kopf. Typisch Onehitwonder. 

You all, everybody!

8 Kommentare :

  1. Ich kann dir zu deiner Rezi nur voll und ganz recht geben, auch ich war damals, als sie noch neu war, regelrecht süchtig nach jeder neuen Folge.

    Ich muss aber leider zu meiner Schmach an dieser Stelle gestehen, dass ich vor vielen, vielen Jahren nach der dritten Staffel aufhörte, andere Filme und Serien drängten sich auf mein Radar.

    Jahre später, nach dem Serien-Ende, las ich dann die negativen Kritiken über das ganze Finale, wie die Serie endet, und war enttäuscht. Verstehe mich bitte nicht falsch, ich stehe auch einem emotionalen Ende positiv gegenüber, aber bei "Lost" hätte mir ehrlich gesagt die Auflösung der ganzen Mysterien mehr zugesagt.

    Ich denke, weil ich so ein Perfektionist bin, werde ich das Ansehen der Serie komplettieren, weil ich ja damals vor Jahren nach Staffel drei aufhörte, kann aber an dieser Stelle noch nicht sagen, wann. (Sieh dir mal auf meinem Blog die To-Watch-Liste an, dann weißt du, was ich meine)

    Deine Rezi hat mich daran erinnert, dass ich wenigstens drei Staffeln lang sehr gerne auf dieser Insel war mit den anderen, und innerlich will ich eigentlich wieder mit ihnen Zeit auf dieser Insel verbringen. :-)

    Die Rolle von Michael Emerson brannte sich regelrecht in mein Gedächtnis, so undurchsichtig, so interessant, Wahnsinn, nicht nur die Figur an sich, sondern auch er bringt all diese Facetten so brillant rüber, so wie auch sein Part in "Person of Interest", einfach Wahnsinn, der Kerl sollte mehr Aufmerksamkeit bekommen.

    LG
    Stephan

    P.S.:
    Kenne ich diesen gewissen Filmblogger zufällig auch? ;-) :D

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    1. Du sagst "die Auflösung der ganzen Mysterien mehr zugesagt" - wobei ich mich frage, welche Mysterien denn nicht aufgeklärt wurden. Alle Fragen sind beantwortet, es bleibt nichts offen. Vielleicht sieht man es anders, wenn man die Serie im TV guckt, mit allen Unterbrüchen, wir haben sie praktisch am Stück gesehen und finden keine Löcher oder offene Fragen.

      Aber ich kann verstehen, dass nach der dritten Staffel Schluss war. Wie gesagt, die vierte und fünfte hängen ziemlich. Zum Glück macht die letzte einiges wieder wett, aber die ersten drei sind definitiv die stärksten.

      Und PS: Wer weiss ;) :P

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    2. WAS!!!???
      Es wurde eh ALLES aufgeklärt!!!???

      Na welch ein Glück - Freude sowieso *zwinker* - dass ich dich habe, denn die ganzen TV-Zeitschriften haben dies damals geschrieben.

      Und wieder einmal der beste Beweis dafür, dass man sich nur seine eigene Meinung bilden, und sich nicht auf die Kritiken anderer verlassen sollte.

      Als ob ich damals nach dem Beenden der dritten Staffel wusste, dass Nummer vier und fünf nicht so berauschend sein werden. ;-) :-)

      Vielen lieben Dank für deinen Kommentar, na dann werde ich eines Tages die Serie sicher komplett nachholen. :-)

      Danke. Danke. Danke. :D :D :D

      LG
      Stephan

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    3. Wie gesagt - ich wüsste nicht, welche Fragen noch offen sein sollen. Ich studiere immer wieder daran herum, aber ich finde wirklich nichts, das nicht aufgelöst wurde. Wir haben auch von überall gehört, dass zu viele Fragen offen bleiben, aber schlussendlich war ich total verwirrt ab dieser Aussage.
      Bin mal gespannt, was du sagst, wenn du die letzten Staffeln auch durch hast :)

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  2. Das muss ich noch unbedingt los werden:
    Dieses heimelige Gefühl habe ich bei der Serie "Community".

    Immer, wenn ich diese Serie sehe, dann fühle ich mich innerlich immer richtig wohl, ich bin sehr gern auf dem Community College in Greendale, Colorado, umgeben von guten Freunden (auch, wenn die alle einen leichten Knacks haben - wer die Serie kennt, der weiß, was ich meine *zwinker*). :-)

    LG
    Stephan

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